UNO-Sondergesandter: Nachfolger gesucht

Die Mission des Syrien-Sonderbeauftragten Kofi Annan ist gescheitert. Kofi Annan hat vor einer Woche entnervt aufgegeben und angekündigt, seine Funktion Ende des Monats zurück zu legen. Annan begründet das damit, dass er nicht jene internationale Unterstützung bekommen habe, die der Fall Syrien verdiene.

Morgenjournal, 11.8.2012

Katharina Wagner

Brahimi wahrscheinlichster Kandidat

Es ist wohl der undankbarste Job, den die UNO derzeit zu vergeben hat. Doch nach dem Rücktritt von Kofi Annan als UNO-Sonderbeauftragter suchen die Vereinten Nationen schnell einen neuen Vermittler im Syrien-Konflikt. In Diplomatenkreisen fällt derzeit für die Neubesetzung vor allem ein Name, der von Lakhdar Brahimi, dem ehemaligen algerischen Außenminister. Denn der Einsatz in Krisenherden ist für ihn nichts Neues: Zwei Mal schickte die UNO ihn in Krisenzeiten als ihren Vertreter nach Afghanistan, zuletzt auch in den Irak. Im Auftrag der Arabischen Liga und der UNO vermittelte Brahimi im Libanon, Südafrika, Zaire, Jemen, Liberia und Haiti.

Wenn Kofi Annan Ende August seine Mission beendet, braucht die UNO vor allem eines: einen starken Verhandler, und das könnte Brahimi durchaus sein. "Hinter seiner Eleganz und seiner Höflichkeit beeindruckt er dadurch, dass er weiß, was er will", so wird er von einem ehemaligen Mitarbeiter beschrieben.

Auch Moratinos und Solana im Rennen

Noch ist nicht sicher, ob Brahimi tatsächlich neuer Sondergesandter der Vereinten Nationen wird. Sollten sich wichtige Länder im Sicherheitsrat gegen den 78-Jährigen aussprechen, dann könnte in letzter Minute die Entscheidung auf jemand anderen fallen. Als Alternative werden derzeit vor allem zwei Männer gehandelt: Miguel Angel Moratinos, ehemaliger spanischer Außenminister, oder Javier Solana, früher Nato-Generalsekretär und EU-Außenbeauftragter. Eine Entscheidung darüber soll nächste Woche fallen.

Kofi Annan gab seine Friedensmission in Syrien am zweiten August auf. Müde von den erfolglosen Vermittlungsversuchen zwischen syrischer Regierung und den Rebellen, und erschöpft durch die Zerwürfnisse innerhalb des Weltsicherheitsrates. Für Kofi Annan ist es deswegen eine bittere Bilanz, die er nach knapp sechs Monaten als Sonderbeauftragter in Syrien ziehen muss: Der Sechs-Punkte-Friedensplan, den er vorgeschlagen hatte, ist nicht in Kraft getreten. Ganz im Gegenteil, die Gewalt in Syrien ist eskaliert. Seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime vor 17 Monaten sind nach UN-Schätzungen rund 17.000 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen waren Zivilisten.

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