WIFO: Wirtschaft verliert an Fahrt
Österreichs Wirtschaft hat wegen der Schuldenkrise deutlich an Fahrt verloren. Heuer im zweiten Quartal, von April bis Juni, ist die Wirtschaft nur noch um 0,2 Prozent gewachsen, nach 0,5 Prozent im ersten Quartal. Und weil sich die Probleme im Euroraum verschärft haben, wird Österreichs Konjunktur noch weiter einknicken, glaubt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Eine tiefe Rezession wie 2009 dürfte Österreich aber erspart bleiben.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.8.2012
Weniger Export bringt Minus
Wegen der Euro-Schuldenkrise bricht in vielen Ländern Europas die Nachfrage weg, das hemmt die exportorientierte österreichische Wirtschaft, sagt Wifo-Konjunkturexperte Marcus Scheiblecker: man rechne damit, dass die Schwäche vor allem vom Export ausgehen werde. Die schwache Konjunktur in der Euro-Zone werde sich mit einiger Verzögerung auch in der österreichischen Produktion bemerkbar machen.
Im dritten Quartal, also aktuell im Zeitraum zwischen Juli und September, rutscht die Konjunktur in Österreich deshalb leicht ins Minus, Scheiblecker sieht ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,2 Prozent, für das Gesamtjahr prognostiziert der Wifo-Experte mit plus 0,6 Prozent eine schwache, aber immerhin positive Konjunkturentwicklung. Österreich profitiere davon, dass das Land starke Handels- und Exportbeziehungen mit Regionen außerhalb Europas pflegt, etwa Asien, so Scheiblecker: daher werde auch nicht mit einer längeren Schwächephase gerechnet.
Nur kurzer Einbruch
Dass Österreich wie 2009 tief in die Rezession rutscht, dass also die Wirtschaft über einen längeren Zeitraum schrumpft, sei eher unwahrscheinlich, wenn auch nicht ganz auszuschließen, so Scheiblecker. Im Vergleich zum Rest der Eurozone steht Österreich gut da, denn laut EU-Statistikamt Eurostat ist die Wirtschaft in der Währungsunion im zweiten Quartal nicht wie in Österreich gewachsen, sondern um 0,2 Prozent geschrumpft.
Für die Konsumenten hat die Eurokrise zumindest eine positive Seite: Weil in der Industrie weniger produziert wird und sich wegen geringerer Nachfrage auch einige Rohstoffe verbilligen, geht die Teuerung zurück, um etwa zwei Prozent heuer und unter zwei Prozent im nächsten Jahr. Der österreichische Arbeitsmarkt dürfte sich weiterhin stabil entwickeln, glaubt Scheiblecker.
Mitterlehner dennoch optimistisch
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sieht angesichts der Wirtschaftsflaute zwar keinen Grund zur Panik, ist aber über das schwache Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent im zweiten Quartal alles andere als erfreut: es sei eine allgemeine Krise, die in Österreich nicht verändert werden könne. Man habe zwar die richtigen Rahmenbedingungen, man sei aber von der Finanzwirtschaft angesteckt worden.
Dennoch ist Mitterlehner eine Spur optimistischer als Konjunkturexperte Scheiblecker: Im Gegensatz zur Wifo-Prognose von 0,6 Prozent erhofft sich Mitterlehner für das Gesamtjahr 2012 ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent.