Energie-Experte Schleicher gegen Biosprit E10

Energie- und Klimaschutzexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) von der Universität Graz Stefan Schleicher spricht sich im Ö1 Mittagsjournal gegen den Bio-Sprit E10 aus. Die Politik sollte über Alternativen nachdenken, so Schleicher.

Mittagsjournal, 17.08.2012

Blick auf gesamtes Verkehrssystem

Auf die Frage, ob die Lösung im Bio-Sprit 2.0 liege, gibt Schleicher zu bedenken, dass nur um ein Fahrzeug ein Jahr lang zu betreiben, ungefähr 8.000 Quadratmeter Ackerfläche benötigt werden. Das könne in Europa und noch vielmehr in einer weltweiten Perspektive knapp werden, so Schleicher. "Der Blick muss immer das gesamte Verkehrssystem im Auge haben, dort wo es Zwangsmobilität gibt und das ist ja in weiten Bereichen der Fall, müssen wir versuchen, uns von dieser zu befreien."

Politik: Über Alternativen diskutieren

Der Politik empfiehlt Schleicher, in Alternativen zu denken: "Die Alternative zur Erhöhung von biogenen Kraftstoffen wäre beispielsweise etwas spritbewusster zu fahren, nicht so schnell das Gaspedal durchzutreten, Geschwindigkeitsbeschränkungen einzuhalten. Ich würde mir wünschen, dass man auf politischer Ebene diese Alternativen auch mitdiskutiert." Die Diskussionen sollten als Startschuss für eine notwendige Reform des Verkehrssystems dienen, so Schleicher.

Zeitalter des Verbrennungsmotors hat Ablaufdatum

Schleicher befürchtet, dass Perspektiven für andere technologische Entwicklungen, die dringend benötigt würden, verloren gehen. Das Zeitalter des Verbrennungsmotors sei mit einem Ablaufdatum versehen. Es brauche daher eine konstruktive Unterstützung der Politik und mehr Inhalte als nur Bio-Sprit E10: "Wie können wir dort, wo heute zweifellos redundante Verkehrsleistungen da sind - sprich unnötiger Pendelverkehr, unnötige Transportleistungen - wie können wir davon loskommen und was sind wirklich die Zukunftstechnologien?"

Schleicher hofft auf einen konstruktiven Umgang mit diesem Problem und auf einen sanften Übergang in das "neue Mobilitätssystem".