Vavrik: "Mehr Bewegungsräume für Kinder"

Experten diskutieren im Europäischen Forum Alpbach derzeit über die Gesundheit, konkret über die Jugendgesundheit. Jeder vierte 15-Jährige in Österreich raucht, noch höher ist der Anteil bei den Mädchen. Im Ö1-Interview spricht Klaus Vavrik, Präsident der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, über Gründe und Auswege.

Morgenjournal, 20.08.2012

Richtiger Umgang mit Genussmittel

Österreichs Jugendliche trinken und rauchen zu viel. Vavrik über die Gründe: "Zum einen sind die Aspekte Prävention und Gesundheitsförderung als wichtige politische Strategien zu spät erkannt worden, hier haben wir Nachholbedarf. Zum anderen ist die Rauchergesetzeslage in Österreich nicht auf dem schärfsten europäischen Niveau."

Die Österreicher seien Genussmenschen, so Vavrik. Es gehe weniger um Abstinenz, als um den richtigen Umgang mit den Genussmitteln. "Es wird heute nicht mehr getrunken, als das vor Jahrzenten gewesen ist, aber es wird anders getrunken, zum Beispiel vom Tempo her."

Verbot oder Aufklärung

Gesundheit entstehe dort, wo es Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche gäbe. Das Rauchverhalten hängt stark mit der Zufriedenheit der Schulsituation zusammen, so Vavrik: "Jugendliche, die Zuneigung und Rückhalt zu Hause erfahren, können besser mit Krisen umgehen. Wenn Alkohol zum Tröster oder zum Mutmacher werden, dann ist das meistens nicht reguliert und nicht im Sinne des Jugendlichen selbst."

Vor allem Mädchen seien davon betroffen. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körperbild führe oft dazu zum Suchtmittel zu greifen, so Vavrik.

Alltagsbewegung forcieren

Ein wesentliches Problem sei die Lebenszeit, die vor den Bildschirmen verbracht und somit nicht genutzt werde, um Sozialkontakte zu genießen oder um sich zu bewegen, urteilt Vavrik: "Das was vor allem fehlt, ist die Alltagsbewegung. Wir müssen mehr Bewegungsräume für Kinder schaffen. Die Kinder sollen Spaß und Lust an der Bewegung entwickeln."

Positiv sei, dass in der Politik und der Öffentlichkeit sehr viel Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt wurde. Schwerpunkt müsse jetzt sein, die Datenlage über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu forcieren, so Vavrik.