Roman von Clemens Setz

Indigo

Nach dem Wechsel vom österreichischen Residenz- zum deutschen Suhrkamp-Verlag im Vorjahr mit dem Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" gibt es jetzt für den 29-jährigen Grazer wieder die Chance auf den Deutschen Buchpreis: Mit seinem neuen Roman "Indigo" wird Clemens Setz jetzt auf der Buchpreis-Longlist geführt und heute Abend in Wien wird er erstmals daraus lesen.

Morgenjournal, 23.8.2012

Schwindel und Übelkeit, Kopfschmerzen und Ohnmacht, Hautausschläge, Sprech- und Sehstörungen - das sind die Indigo-Symptome, Zustände, die Menschen befallen, die mit Indigo-Kindern in Kontakt kommen. Es ist eine rätselhafte Krankheit, die Clemens Setz erfunden hat. Es sei eine ständige Fantasie von ihm, dass man jemanden schon allein durch seine Anwesenheit krank mache, sagt Setz.

Clemens Setz heißt der Ich-Erzähler in dem Roman, der Autor selbst spielt die Hauptrolle, einen mutmaßlichen Mörder, der an einer Internatsschule Indigo-Kinder in Mathematik unterrichtet hat und der den bizarren Vorgängen in diesem Internat auf den Grund gehen will.

Gewalt in jedem Aspekt des Lebens

Der Name Clemens Setz stand auch bisher nicht gerade für Idyllen-Schilderungen, in seinen Büchern geht es um Gewalt, Sex und Zerstörung, um sadistische Ehepaare, eingesperrte Frauen und verstoßene Kinder, um die Zersetzung von Leichen oder das Quälen von Labortieren. Was macht die Faszination von Gewalt aus?

"Ich habe vielleicht keine direkte Faszination für Gewalt. Je mehr ich sie sehe, desto weniger fasziniert sie oder zieht sie mich an. Sie ist eben in jedem Aspekt des Lebens enthalten. Das ist eine Binsenweisheit, aber es ist trotzdem ein starker Effekt oder ein ständiger Zustand, gegenüber dem ich nicht blind sein kann."

Sog der Erzählung

Rasch wird der Leser vom Sog der Geschichte erfasst und knapp 500 Seiten lang wird er in Atem gehalten - mit Tempo und über Zeitsprünge hinweg, von der Vergangenheit in die Zukunft des Jahres 2021 und wieder zurück in die Gegenwart.

Souverän jongliert Clemens Setz mit eingestreuten Fotos, handschriftlichen Einfügungen und wechselnden Typografien, mit Anspielungen aus der Literatur, aus Musik und Film, Kunst und Comic.

Schattenseiten und Abgründe

Was er zuletzt in seinen Erzählungen vorgeführt hat, perfektioniert er jetzt in der großen Form, im Roman. Eigentlich habe er keine Agenda, sagt Clemens Setz, die Schattenseiten und Abgründe seien schließlich Teil des Lebens, er schreibe darüber, um sie dingfest zu machen. Um Erklärung oder Psychologisierung sei es ihm nicht zu tun.

Anfang September kommt der Roman von Clemens Setz in die Buchhandlungen, heute Abend liest er aber schon daraus beim Literaturfestival O-Tön im Wiener Museumsquartier.

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