Euro-Krise: Monti bei Merkel in Berlin

Italiens Ministerpräsident Mario Monti besucht heute Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin um über die Euro-Rettung zu beraten. Monti betreibt Lobbying für Italien, Europas drittgrößter Wirtschaftsmacht. Er muss Merkel davon überzeugen, dass Italien auf dem richtigen Weg ist und das Vertrauen Europas benötigt.

Mittagsjournal, 29.8.2012

Vorsichtiger Optimismus in Italien

In Italien hat sich der Himmel ein bisschen aufgeklärt: Zwar schrumpft die Wirtschaft weiter und die Schuldenlast drückt, aber die rigorose Reform- und Sparpolitik der Regierung um Mario Monti hat vorsichtigen Optimismus erzeugt. Das bestätigt auch die Wirtschaftsexpertin des Wochenmagazins L'Espresso, Paola Pilati, und zählt auf: "Der Kampf gegen Steuerhinterziehung hat an Glaubwürdigkeit gewonnen, Pensions- und Arbeitsmarktreform sind beschlossen, es wurde liberalisiert, entbürokratisiert und in der öffentlichen Verwaltung gespart. Mir scheint, dass Italien in diesem Moment nicht mehr der schwerkranke Patient Europas ist."

Europa soll Sparpolitik belohnen

Vor diesem Hintergrund reist Monti nach Berlin. Da ist auch erfreulich, dass Italien gestern seine kurzfristigen Staatsanleihen äußerst erfolgreich verkaufen konnte. Aber die Märkte sind volatil, am Abend schlossen die italienischen Börsen im Minus. Monti muss Merkel davon überzeugen, dass Europa die Sparpolitik seiner südlichen Länder belohnen soll. Dass sie jenes Lager in Deutschland unterstützen möge, das für ein Eingreifen des Eurorettungsfonds und der Europäischen Zentralbank ist, wenn die die Zinsen außer Kontrolle geraten und die Krisenstaaten darunter zu zerbrechen drohen.

Wirtschaftliches Ungleichgewicht schadet allen

Allein der Beschluss würde reichen, um die Märkte zu beruhigen, ist Monti überzeugt. Der Gradmesser für Italiens Überleben ist der "Spread" - die Differenz zwischen den Zinsen, die Deutschland für seine Schulden zahlt und die Italien abverlangt werden. Das große Ungleichgewicht, rechnet der Wirtschaftsprofessor in der Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore" vor, würde am Ende auch denen schaden, die derzeit davon profitieren: sprich Deutschland, und hier Inflation erzeugen. Ein Eigentor. Er werde Merkel das zu bedenken geben, sagt Monti.

Monti: "Haben das Nötige erledigt"

Für den Fall, dass Italien am Ende doch die Hilfe der europäischen Finanzinstitutionen in Anspruch nehmen muss, will Monti sicherstellen, dass es ohne zusätzliche Sparzwänge und Kontrollen von außen geschieht. "Wir haben das Nötige erledigt", erklärt Monti. Der Wirtschaftsprofessor kommt mit seiner persönlichen Glaubwürdigkeit und einem gewachsenen Gewicht Italiens in Europa nach Berlin. Hoch bleiben vor allem die Zinsen auf langfristigen Anleihen. "Spiegelt sich da das Misstrauen der Märkte für die Zeit nach Monti?", wird er im Interview gefragt. "Nein", nimmt er Italiens Parteien in Schutz. Fügt aber hinzu: "Zum Glück hat Europa Regeln, die Nachfolgeregierungen zu viel Kreativität und Phantasie in der Haushaltsführung verbieten."