Enthüllungen um Bin Ladens Tod
In den USA widerspricht ein neues Buch der offiziellen Version über den Tod von Terrorchef Osama bin Laden. Nach Angaben des Weißen Hauses ist Bin Laden im Mai 2011 in Pakistan bei einer Kommandoaktion erschossen worden, als er versucht habe zu einer Waffe zu greifen. Ein bei dem Einsatz beteiligter Soldat hat nun ein Buch veröffentlicht, in dem er die Situation gänzlich anders schildert.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 30.8.2012
Schüsse auf Unbewaffneten
Der Autor des Buches war als Mitglied der Spezial-Einheit Navy Seals am Einsatz in Pakistan beteiligt. Sein Name ist Matt Bissonette, er gibt an als zweiter Soldat in das Zimmer Osama bin Laden gestürmt zu sein. Er schreibt in seinem Buch „Kein leichter Tag“, dass der gesuchte Terrorchef aus der Schlafzimmertür im Obergeschoss geschaut habe, als die US-Soldaten auf der Stiege in seine Richtung stürmten. Einer der Navy Seals habe sofort auf bin Laden geschossen. Als die Soldaten das Zimmer erreicht hatten, sei der gesuchte Terrorchef in einer Blutlache am Boden gelegen, zwei Frauen hatten sich weinend über ihn gebeugt. Die Frauen wurden weggezerrt, mehrere Soldaten, so schreibt Bissonette, haben auf Osama bin Laden geschossen, bis er regungslos auf dem Boden gelegen sei. Er selbst, so der Autor, habe die bisher unveröffentlichten Fotos von der Leiche bin Ladens angefertigt. Erst später habe man zwei unberührte Waffen neben der Tür des Schlafzimmers gefunden.
Keine Notwehr
Die in diesem Buch geschilderte Version des mittlerweile aus dem Dienst ausgeschiedenen Soldaten widerspricht der offiziellen Darstellung des Weißen Hauses, wonach Osama bin Laden aus Notwehr getötet wurde und, dass es Ziel des Einsatzes gewesen sei, den Terrorchef lebend festzunehmen.
Der US Sender CBS hat erste Passagen aus einem Exklusiv-Interview mit Matt Bissonnette veröffentlicht, er weist darin Vorwürfe zurück, mit seinem Buch unmittelbar vor der Präsidentschaftswahl Politik machen zu wollen: „Dieses Buch ist nicht politisch, Das ist ein Buch über die Anschläge des 11. September 2001 und hat nichts mit Politik zu tun.“
Er und die meisten seiner Navy Seals Kollegen, so Bissonette, würden Präsident Barack Obama eher kritisch gegenüber stehen, hätten dessen Entscheidung für den Einsatz aber Respekt gezollt. Ein Sprecher des Weißen Hauses wollte zu dieser neuen Darstellung der Ereignisse keinen Kommentar abgeben.