ÖVP: Weiterhin kritische Stimmen
Nach der abendlichen Sitzung der ÖVP-Spitze ist bei den meisten Landeshauptleuten Schweigen angesagt. Niederösterreichs ÖVP-Chef Josef Pröll bezichtigt die Presse der Lüge. Ein wenig auskunftsfreudiger sind ehemalige ÖVP-Politiker. Ex-Bundesparteichef Erhard Busek und der ehemalige Wiener Parteichef Bernhard Görg sagen ihre Meinung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.8.2012
E. Pröll: Zeitungen "lügen"
Wie kam die Personaldebatte eigentlich zu Stande? - Die genaue Entstehungsgeschichte wird möglicherweise immer unveröffentlicht bleiben. Im Sommergespräch von Niederösterreich Heute, aufgenommen heute vormittag, auf Sendung heute abend, bestreitet jedenfalls Niederösterreichs ÖVP-Chef Landeshauptmann Erwin Pröll die Urheberschaft. Wenn in Zeitungen zu lesen stehe, er, Pröll, hätte Spindelegger als Finanzminister gewollt, dann sei das "eine reine Lüge". Er bitte darum, im Bereich des Journalismus die Seriosität hochzuhalten, so Erwin Pröll.
Busek über "Problemzonen"
Die übrigen ÖVP-Granden sind heute vormittag eher auf Tauchstation. Auf Anfrage zu Wort gemeldet hat sich Ex-VP-Chef und Vizekanzler Erhard Busek, in der Tageszeitung der "Standard". In diesem Interview sagt er, Spindelegger dürfe sich derzeit nicht sicher fühlen, er habe beim Forum Alpbach relativ deutliche Stellungnahmen registriert, dass es zu wenig Vertrauen gebe, bei der nächsten Wahl Erfolg zu haben. Die Entscheidungsfindung in der ÖVP verlaufe im Moment sehr "heterogen", der Nachwuchs sei eine "Problemzone der Partei", und Spindelegger solle versuchen, die diversen Demokratie-Initiativen - Zitat Busek - "hereinzubringen".
Görg über "Heiligenfiguren"
Ein Radio-Interview hat Busek abgelehnt, aus Zeitgründen, wie er sagt. Zeit hatte hingegen Bernhard Görg, früher immerhin zehn Jahre lang Obmann der Wiener ÖVP. Bernard Görg rechnet zu "100 Prozent" damit, dass Spindelegger die ÖVP in den Wahlkampf führen wird. Was ihn so sichermacht, sei das Faktum, das es "keine wirkliche Alternative" zu ihm gebe. Deshalb sei diese öffentliche Debatte so unangenehm: "Weil sie plötzlich zeigt, da wehren sich bündische Obmänner, Heiligenfiguren in Bünden, wie Neugebauer, und schon muss der Parteiobmann klein beigeben. Das ist bedauerlich und ich hoffe, dass das ein einmaliger Ausrutscher ist." Und Görg weiter: Er habe auch nie etwas von der Diskussion über ein Durchgriffsrecht gehalten, denn ein starker Parteichef greife einfach durch, ob er Rechte habe oder nicht. "Und ein nicht starker Parteiobmann kann noch so viele Rechte haben, damit kann er sich das Vorzimmer tapezieren", so Görg.