Österreichs E10-Produzent vorbereitet

In Österreich wird es immer unwahrscheinlicher, dass E10 - also Benzin mit zehn Prozent Beimischung und Pflanzenalkohol - schon ab Oktober an den Tankstellen angeboten wird. Für eine entsprechende Verordnung fehlt noch die Zustimmung von drei Ministerien. Bei Österreichs einzigem Biosprit-Produzenten Agrana gibt man sich gelassen.

Mittagsjournal, 17.9.2012

Agrana: E10 für ganz Österreich

Die Agrana, der börsennotierte Zucker- und Stärkehersteller, ist der einzige Produzent von Bioethanol in Österreich. Derzeit werden jährlich 210.000 Kubikmeter Bioethanol im Agrana-Werk in Pischelsdorf in Niederösterreich hergestellt. Damit könnte der österreichische Bedarf an E10 vollständig gedeckt werden.

Schon jetzt ist Benzin in Österreich fünf Prozent Pflanzenethanol beigemischt, E5 ist der heimische Standardtreibstoff. Für die Agrana wäre es kein Problem, sollte E10 in Österreich doch nicht kommen, sagt Agrana-Generaldirektor Johann Marihart: "Wir produzieren zwar so viel Bioethanol, dass wir damit Österreich mit E10 versorgen könnten. Allerdings exportieren wir im Moment fünfzig Prozent. Somit würde das ökonomisch im Augenblick keine Änderung bedeuten."

EU: Autofahrer sind skeptisch

In Deutschland wurde E10 2011 auf den Markt gebracht, ebenso wie im Nachbarland Niederlande. Die Autofahrer sind aber noch immer skeptisch: nur jeder fünfte deutsche Autolenker wählt an der Tankstelle E10 statt Eurosuper und dass, obwohl E10 billiger ist - um vier bis sechs Cent je Liter. Allerdings müssen E10-Fahrer öfter tanken, denn die Reichweite ist um bis zu zehn Prozent geringer als bei konventionellem Benzin. In Frankreich gibt es E10 seit dreieinhalb Jahren, auch dort wird der Biosprit subventioniert.

In Österreich würde es für E10 keine Steuererleichterung geben, das hat Finanzministerin Fekter schon klar gestellt. Bei E5 ist der Bioethanol-Anteil ja von der Mineralölsteuer ausgenommen. Damit verzichtet das Finanzministerium pro Jahr auf 280 Millionen Euro Steuergeld, hat der Verkehrsclub Österreich ausgerechnet. Die Bioethanol-Erzeuger selbst bekommen keine Förderung, betont Agrana-Chef Marihart.

Nicht von Tagespolitik ablenken lassen

Dass es für E10 eine solche Stützung nicht geben würde, sei eine politische Entscheidung, sagt Marihart. Die Überlegungen in der EU-Kommission, sich möglicherweise von Biokraftstoffen aus Getreide ganz zu verabschieden, hält der Agrana-Chef für falsch: "Die Ziele sind mit E10 bis 2020 sind nicht so sehr ambitioniert gewesen. Sie sind mit europäischen Überschüssen machbar. Und man darf sich nicht von langfristigen Zielen durch tagespolitischen Themen ablenken lassen. Das ist ein schwerer Fehler." Damit würde das Vertrauen von Investoren erschüttert, meint Marihart.

Im Agrana-Werk in Pischelsdorf sei man schon jetzt darauf vorbereitet, Bioethanol aus Pflanzenabfällen zu gewinnen:
"Wir bauen im Moment eine Weizenstärkefabrik, wo wir die Nebenprodukte zu Alkohol verwenden. Das Kriterium, dass nur Nebenprodukte verwendet werden, erfüllen wir in Pischelsdorf auch." Es sei nicht geplant, für E10 mehr Bioethanol zu produzieren. Die Agrana würde nur weniger exportieren, um den heimischen Bedarf zu decken, sagt Marihart.