Verbund und EVN investieren weiter im Osten
Die österreichischen Energieversorger Verbund und EVN starten mit der Stromproduktion in Albanien. Ihr größtes Auslandsprojekt, das Wasserkraftwerk Ashta Eins am Fluss Drin in Nordalbanien, ist seit Anfang der Woche in Betrieb. Gemeinsam mit Ashta Zwei, das im kommenden Jahr fertiggestellt werden soll, wird es Strom für 100.000 Haushalte bringen. Insgesamt mehr als 200 Millionen Euro werden investiert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.9.2012
Verbund: Kraftwerk rechnet sich
Das Kraftwerk Ashta Eins ist technisch eine Weltneuheit. Angewandt wurde die sogenannte Matrix-Technologie, sprich es kommen 45 Turbinen in der Größe einer Telefonzelle zum Einsatz; das ermöglicht eine sehr effiziente Energienutzung, auch weil jede Turbine einzeln gewartet werden kann. Vorgesehen ist ein Konzessionsmodell mit der Dauer von 35 Jahren, wobei es für die ersten 15 Jahre eine Abnahmegarantie zu einem fixen Strompreis gibt. Die Konzession begann mit dem Baubeginn, sprich vor 30 Monaten, zu laufen. Der Vorstandsvorsitzende des Verbund, Wolfgang Anzengruber, geht davon aus, dass sich die Investition rechnen wird:
"Wir rechnen damit, abhängig natürlich von Wasserführungen in etwa 25 Jahren, dass hier eine Rentabilität gegeben ist; und mit der Konzessionsdauer, dass wir dann auch entsprechende Erträge aus dem gesamten Projekt schöpfen können. Wir haben gerade am Anfang auch ein Hochwasser gehabt also in der Bauphase, was also zu Verzögerungen geführt hat; hier sind wir in Verhandlungen mit der albanischen Regierung, um diese Zeitdauer auch in der Konzessionsdauer hinten anzuhängen."
Dabei geht es um einen Zeitraum von etwa drei Monaten. Probleme hat Albanien wegen seiner angespannten Finanzlage allerdings mit der Rückvergütung der Mehrwertsteuer; dazu sagt Anzengruber:
„Wir reden derzeit von einem Wert in der Größenordnung von sechs Millionen, der also noch offen ist. Da ist die Frage, wird das jetzt in weiterer Folge über die Stromlieferungen saldiert, oder kommt es jetzt doch zu einer Zahlung, dieser noch offenen Mehrwertsteuerrückvergütungen. Das ist ein wesentlicher Punkt, weil das schon eine Voraussetzung, um weiteres Investment in diesem Sektor auch hier stattfinden zu lassen ist."
Auch EVN optimistisch
An dieser Zahlungsmoral, aber nicht nur daran, hängt auch das weitere Engagement der EVN in Albanien; dabei geht es um ein Kraftwerksprojekt um Ausmaß von einer Milliarde Euro, das gemeinsam mit einem Partner aus Norwegen abgewickelt werden soll. Albanien ist wegen des ungenutzten Potentials an Wasserkraft und wegen seines großen Nachholbedarfs in der Infrastruktur ein interessanter Markt. Trotz schwächelnder Konjunktur und trotz Wirtschaftskrise im ehemaligen Jugoslawien rechnet das Vorstandsmitglied der EVN, Stefan Szyszkowitz, nicht mit sinkendem Strombedarf:
"Wir sehen, dass gerade in den Haushalten nach wie vor ein starker Nachholbedarf bei der Nutzung von Strom für die verschiedensten Anwendungen besteht; und wir sehen auch, dass sich das Konsumentenverhalten in maßgeblichen Kundensegmenten verändert, insbesondere auch in der Kühlung und damit Aircondition. In den Sommermonaten sehen wir Leistungsspitzen, die wir noch vor einigen Jahren nicht gesehen haben, und das kompensiert zum Teil den Rückgang in gewissen Bereichen auch des Business."
EVN und Verbund sind auch in anderen Ländern Südosteuropas wie etwa in Mazedonien, Bulgarien oder Rumänien aktiv. Spekulationen über einen Rückzug der Verbund-Gesellschaft aus der Türkei und Italien bezeichnete Wolfgang Anzengruber als Spekulationen, die von ihm nicht zu kommentieren seien.