Albanien offen für österreichische Investoren
Im Norden Albaniens hat am Dienstag das viertgrößte Kraftwerk des Landes seinen Betrieb aufgenommen. Gebaut haben es Unternehmen aus Österreich. Das Kraftwerksprojekt kostet 215 Millionen Euro, das ist mehr als doppelt so viel als der bilaterale Außenhandel zwischen Österreich und Albanien im Vorjahr ausmachte. Etwa 40 heimische Firmen sind in dem kleinen Balkanland tätig; dabei reicht die Palette von einer Großbank über die E-Wirtschaft bis hin zum privaten Wohnbau und zur Biolandwirtschaft.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.9.2012
Bioanbau und Meldewesen
Nach Italien und Griechenland ist Österreich drittgrößter ausländischer Investor in Albanien. Dabei leisten heimische Firmen einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung des Landes, das nicht zuletzt wegen seiner Rückständigkeit von der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise weniger getroffen wurde als andere Balkan-Staaten. So schulte etwa ein Produzent von Bioprodukten 20 albanische Bauern in den Methoden der Biolandwirtschaft. Diese Bauern pflanzen nun Kornblumen und griechischen Bergtee, der dann in Österreich verarbeitet wird.
Einen entscheidenden Beitrag zur Modernisierung leistet die Firma Xion, und zwar auf der Basis einer Kooperationsvereinbarung der Innenministerien beider Länder. In Albanien, wo es sogar noch in der Hauptstadt Tirana Straßen ohne Namen und Hausnummern gibt, half die Firma durch ihre Software und durch Schulungen beim Aufbau eines modernen Einwohner-Meldewesens. Wie das funktioniert, erläutert der Vertreter von Xion in Tirana, Ernst Atkins:
"Man meldet also seinen Wohnsitz, Name Adresse, wobei die Adresse in Albanien Großteils nicht vorhanden ist; also es stehen im dem Melderegister dann Dinge wie, der wohnt in Berat, das ist so wie St. Pölten, bei der Brücke neben der Eiche. Ja, das wird wirklich so beschrieben noch, wo jemand wohnt. Das Adresssystem wird jetzt parallel erst aufgebaut und ist noch in Entwicklung, ist noch nicht fertig."
Einzug von Internet-Banking
Den größten Modernisierungsschub brachte wohl Raiffeisen; die Bank übernahm 2004 die albanische Sparkasse und aus einem reinen Bargeld-Land wurde nun ein Staat, in dem Internet-Banking möglich ist und Gehaltskonten und Bankomaten keine Seltenheit mehr sind. Wie viele andere Investoren spürt Raiffeisen als größte Bank die angespannte Finanzlage des Staates und der Bevölkerung. Die nach wie vor große Korruption in der Justiz zeigt sich auch bei der Vollstreckung von Exekutionstiteln vor allem im Firmenkundengeschäft. Dazu sagt in Tirana Alexander Zsolnai von Raiffeisen Albania:
"Hier gibt es immer wieder Verzögerungen durch Kunden und Richter, und werden die Verfahren aufgehalten, gestoppt, und eigentlich derzeit immer wieder für den Kunden entschieden, teilweise mit nicht nachvollziehbaren Argumenten und nicht auf Grundlage der Gesetze und Bestimmungen. Aber in zweiter Instanz, da muss man schon einmal mit sechs bis zwölf Monaten Zeit rechnen; und dann kann man natürlich noch zum OGH oder VfGH gehen, was dann noch einmal im Schnitt ein, zwei Jahr dauert. Und erst wenn es in diesem Bereich wirkliche Verbesserungen gibt, dann werden wir auch aktiver wieder in das neue Geschäft von Krediten einsteigen."
Durch die nun vom Parlament beschlossene Einschränkung der Immunität von Richtern, hat Albanien eine weitere Bedingung der EU erfüllt, um im Oktober den Status eines Beitrittskandidaten erhalten zu können. Weniger Korruption und mehr Effizienz in der Verwaltung sind besonders wichtig, damit Albanien mit nur knapp vier Millionen Einwohnern für ausländische Investoren gerade in Krisenzeiten attraktiv bleibt.