Ahmadinedschad vor UNO: Kein Eklat bei Abschiedsrede
Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinedschad hat bei seiner Abschiedsrede vor der UNO-Vollversammlung den Westen und Israel für Missstände in der Welt verantwortlich gemacht. Allerdings kam es am Mittwoch in New York nicht zu dem von vielen erwarteten Eklat, weil Ahmadinedschad auf wüste antisemitische oder antiwestliche Ausfälle verzichtete.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 27.9.2012
Der Nahe Osten bleibt das beherrschende Thema bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York: Nach der Warnung von US-Präsident Barack Obama an den Iran, dass die USA keine Atomwaffen in der Hand Teherans tolerieren, spricht das iranische Staatsoberhaupt Mahmud Ahmadinedschad von „zionistischen militärischen Drohungen“ - verzichtete sonst aber auf die von ihm erwartete Suada an antisemitischen und anti-westlichen Attacken. Beim zweiten großen Konfliktthema, der Gewalt in Syrien, spricht sich Ägyptens neuer Präsident Mohammed Mursi gegen eine militärische Intervention aus - während die Außenminister der EU einmal mehr beraten, was im Fall Syrien zu unternehmen ist.
Mursi zu Nahost und Syrien
Ägyptens neuer Präsident Mohammed Mursi absolviert seinen ersten großen Auftritt vor den Vereinten Nationen – und widmet sich dabei den großen Konflikten des Nahen Ostens. Das Ringen um einen Palästinenserstaat bezeichnet Mursi dabei wörtlich als weltweit dringendstes Problem. Ohne Israel direkt zu nennen, fordert Mursi, einen Stopp des Siedlungsbaus auf palästinensischem Gebiet und bezeichnet es als Schande, dass die Welt den Palästinensern deren Freiheit vorenthalte.
Erst danach geht Mursi auf den blutigen Freiheitskampf in Syrien ein. Er plädiert für ein Ende der Gewalt und Selbstbestimmung für das syrische Volk, lehnt aber eine militärische Intervention kategorisch ab. Die in New York geplanten Syrien-Gespräche hat Mursi selbst nicht besucht, er stornierte seine Teilnahme nach Ausbleiben seines türkischen Amtskollegen.
Ahmadinedschads letzter Auftritt
Kurz vor Mursi war der iranische Staatschef Ahmadinedschad am Rednerpult der Generalversammlung: Sein achter und letzter Auftritt vor den Vereinten Nationen endet ohne Eklat: die üblichen antisemitischen Attacken und Verschwörungstheorien entfallen weitestgehend: Nur einmal, mit Bezug auf das iranische Atomprogramm meint Ahmadinedschad wörtlich, dass sein Land von unzivilisierten Zionisten militärisch bedroht werde.
Die Delegationen Israels und der Vereinigten Staaten waren während seiner Rede erst gar nicht im Saal, die zum Auszug bereiten EU-Diplomaten bleiben aufgrund des ausbleibenden Eklats auf ihren Plätzen. Die EU Außenmister haben bei einem informellen Treffen hier in New York ihre Bereitschaft zu weiteren Sanktionen gegen den Iran signalisiert. Konkrete Schritte sind allerdings nicht beschlossen worden, eine Entscheidung soll erst im Oktober gefällt werden.
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