AUA wählt neuen Betriebsrat

Die defizitäre Lufthansa-Tochter Austrian Airlines hat Anfang Juli ihren Flugbetrieb in die kostengünstigere ehemalige Regionaltochter Tyrolean ausgelagert. Ab heute wird ein neuer, gemeinsamer Betriebsrat gewählt, der künftig sowohl AUA- als auch Tyrolean-Mitarbeiter vertreten soll. Bei der Betriebsratswahl zeigen sich tiefe Gräben innerhalb der AUA-Belegschaft, was die Chancen auf eine Mehrheit für Tyrolean erhöht.

Mittagsjournal, 27.9.2012

Drei AUA-Listen

Das Bordpersonal der Austrian Airlines, dem der Übergang auf Tyrolean finanzielle Einbußen gebracht hat, ist bei der Betriebsratswahl in drei Lager zersplittert. Eine Liste stellt Karl Minhard, langjähriger Chef des AUA-Bordbetriebsrats, dessen Weigerung, vom Management geforderte Einschnitte in die alten Kollektivverträge zu akzeptieren, den Betriebsübergang ausgelöst hat. Eine zweite Liste stellen frühere Lauda-Air-Mitarbeiter. Und der streitbare frühere AUA-Bordbetriebsrat Wolfgang Hablé, den das Management eigentlich mit Anfang 2013 kündigen will, tritt ebenfalls mit einer eigenen Liste an.

Geschlossene Tyrolean-Liste

Dem Vernehmen nach gibt es im gespaltenen AUA-Lager auch noch Grabenkämpfe zwischen den einzelnen Listen. Im Gegensatz dazu tritt Tyrolean geschlossen mit einer einzigen Liste an, was die Chancen auf eine Tyrolean-Mehrheit erhöhen könnte, heißt es aus Unternehmenskreisen. Pilot Thomas Blaska, der die Tyrolean-Liste anführt, bewertet die Chancen aber zurückhaltend und will die mathematisch bestehenden Chancen nicht überbewerten.

Dass Tyrolean durch die Geschlossenheit der Liste einen Vorteil bei der Wahl haben könnte, bestreitet Konkurrent Karl Minhard vom AUA-Bordpersonal. Er sieht seine Liste breit aufgestellt und könne damit das Personal gut vertreten. Auch dass es dicke Luft zwischen den AUA-Listen gebe, weist Minhard als "gestreute Gerüchte" zurück.

Machtverschiebung folgenlos?

Numerisch sind die rund 1.000 Tyrolean-Piloten und -Flugbegleiter den 2.000 AUA-Bordmitarbeitern jedenfalls unterlegen. Führt die Geschlossenheit der Wahlliste aber trotzdem zu einer Mehrheit für Tyrolean, könnte es eine Machtverschiebung geben: Denn der Tyrolean-Betriebsrat wäre dann offizieller Ansprechpartner des Managements, während der einstmals mächtige AUA-Bordbetriebsrat um Karl Minhard an Einfluss verlieren könnte. Tyrolean-Listenchef Blaska sieht hier aber kein Problem. Wenn Tyrolean eine Mehrheit bekommt, werde man bei der konstituierenden Betriebsratssitzung nächste Woche anstreben, dass auch Mitglieder der anderen Listen im neuen Betriebsrat vertreten sind.

Spätestens am Dienstag soll das Wahlergebnis feststehen.