Chinesischer Demonstrant niedergewalzt
In der chinesischen Stadt Changsha ist offenbar ein Demonstrant nach Protest gegen eine Enteignung mit einer Dampfwalze hingerichtet worden. Fotos von der brutalen Aktion verbreiten sich im Internet. Und ein Bewohner der Stadt bestätigt dem ORF nun den Vorfall.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.9.2012
Aus Protest auf Straße gelegt
Die Geschichte verbreitet sich rasend schnell auf den chinesischen Kurznachrichtendiensten, auch Weibos genannt. Es gibt anfänglich nur eine einzige Quelle: Die Webseite einer amerikanischen Radio-Show, deren Moderator allerdings als Verschwörungstheoretiker bekannt ist. Doch werden im chinesischen Internet heute immer mehr Details bekannt. Vor zehn, manche sagen elf Tagen wurde demnach ein Mann mit den Namen He Zhihua tatsächlich von einer Baustellenwalze überfahren und getötet. Der Vizebürgermeister der nahegelegenen Kreisstadt soll dem Fahrer der Walze den Auftrag dazu gegeben haben. Vorangegangen war ein Streit zwischen dem Beamten und den Dorfbewohnern, deren Häuser für den Bau einer Schnellstraße niedergerissen werden sollen. Aus Protest dagegen hat sich Herr He, ein Dorfbewohner, auf die Straße gelegt. Die Walze hat ihn erdrückt.
Bestätigung durch Einwohner
Es war kein Unfall, wie man bei offiziellen Stellen heute unter der Hand erfährt, sondern es war klare Absicht, erzählt ein Bewohner der sudchinesischen Provinz Hunan telefonisch dem ORF-Büro in Peking. Der Vizebürgermeister habe gesagt, damit die Straße fertig wird, müssten einfach ein paar Menschen sterben. Dann habe er dem Fahrer der Baustellenwalze den Auftrag gegeben, den Mann niederzuwalzen. Die Leichenteile seien dann auf der Straße gelegen, die Polizei habe sie trotz Protest der Familie weggebracht. Der Informant habe die Vorfälle zwar nicht selbst gesehen, erzählt er. Er habe aber mit der Tochter gesprochen, die als Augenzeugin alles mitangesehen habe.
Brutale Konflikte immer häufiger
Auch wenn sich die Vorgänge letztlich nicht mit absoluter Sicherheit belegen lassen - Proteste gegen Zwangsenteignungen in China sind immer häufiger zu beobachten, ebenso, dass die lokalen Behörden oft mit großer Brutalität gegen die Kritiker vorgehen. Die offiziellen Medien schweigen meist dazu, und es sind wie auch dieses Mal Internetforen und die Blogger, die derartige Nachrichten trotz Zensur in Umlauf bringen.