Standortsuche für Deserteure-Denkmal
In Wien soll ein Denkmal für Wehrmachtsdeserteure entstehen, der Ort soll bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober entschieden sein. Die Diskussion konzentriert sich auf die beiden möglichen Standorte Ballhausplatz und Äußeres Burgtor, unmittelbar auf dem symbolträchtigen Heldenplatz. Damit soll nach der rechtlichen Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure nun auch ein passender Gedenkort gefunden werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.9.2012
Zwischen Kanzler und Präsident?
Im Jahr 2009 wurden die Wehrmachtsdeserteure vom Nationalrat als Opfer der Nationalsozialisten anerkannt. Seither wird auch nach einer Rehabilitierung auf symbolischer Ebene gesucht. Thomas Geldmacher vom Personenkomitee "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" sagt: "Aus Sicht des Personenkomitees wäre der optimale Standort für das Deserteurdenkmal der Ballhausplatz zwischen Präsidentschaftskanzlei und Bundeskanzleramt."
Gegen "Gedenk-Vermischung"
Diskutiert wurde auch schon über einen Standort direkt am Heldenplatz. Hier findet traditionell auch das offizielle Gedenken der Republik an die gefallenen Soldaten statt - in der Krypta des Heldentors, die Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) von Resten des Nationalsozialismus bereinigen und neu gestalten lässt. Hier sollte ein Deserteure-Denkmal aber nicht stehen, sagt Thomas Geldmacher, der sich gegen das "Vermischen des Gedenkens" ausspricht: "Eine Kombination von einerseits Gedenken an gefallene Wehrmachtssoldaten, andererseits Gedenken an die Wehrmachtsdeserteure - das ist logisch einfach nicht möglich."
Zeit drängt
Zuständig ist in erster Linie die Stadt Wien, in Person von Kultur-Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Sowohl Heldenplatz wie Ballhausplatz seien geeignete und "würdige" Standorte, sagt Mailath-Pokorny. Wobei Harald Walser von den Grünen, der sich schon seit langem für ein Deserteure-Denkmal einsetzt, vor einem weiteren Aufschub der Entscheidung warnt, schon wegen des inzwischen hohen Alters der letzten überlebenden Wehrmachtsdeserteure: "Die Zeit drängt." Diese Männer hätten es verdient, bei der Einweihung dieses Denkmals dabei zu sein.
Fertig im nächsten Jahr
In den nächsten Wochen soll jedenfalls laut Andreas Mailath-Pokorny die Entscheidung fallen, rechtzeitig zum Nationalfeiertag am 26.Oktober. "Das wird ausgeschrieben und es wird ein Wettbewerb stattfinden, aber wir haben uns vorgenommen, das im nächsten Jahr fertig zu haben."
In Deutschland sind in den letzten Jahren rund 30 Deserteur-Denkmale entstanden, in Österreich wird neben Wien auch in Bregenz über so einen Gedenkort nachgedacht.