Green Jobs: Wunder oder Lüge

Die Arbeiterkammer kritisiert, dass die Politik so genannte Green Jobs zu sehr als Wunder für Umwelt und Beschäftigung bewirbt. In Wahrheit würden damit kaum neue Jobs geschaffen, die AK spricht von einem Marketingschmäh. Umweltminister Nikolaus Berlakovic, ÖVP, und der Verein Green Jobs Austria weisen das zurück.

Mittagsjournal, 6.10.2012

Definition nicht einfach

Politiker und Umweltschützer sprechen gerne von Green Jobs, die einerseits die Umwelt schützen und andererseits die Wirtschaft beleben und neue Arbeitsplätze schaffen. Aber die wenigsten wissen eigentlich, was ein Green Job eigentlich ist. Für Franziska Mohaupt vom Deutschen Institut für ökologische Wirtschaftsforschung ist diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten: "Ein Green Job ist eine Arbeit, deren Ergebnis im weitesten Sinne dem Umweltschutz dient. Es kann sein, dass man Abfall beseitigt, es kann aber auch sein, dass man energieeffizienter produziert. Es ist gar nicht so leicht, hier eine Abgrenzung zu finden."

Die Betonung liegt auf "im weitesten Sinne" und da sei vielfach nicht nachvollziehbar, warum eine Beschäftigung als Green Job zählt, kritisiert Sven Hergovich von der Arbeiterkammer: "Ein Beispiel ist der Handel. Wenn hier mehr Bioprodukte verkauft werden, werden einfach mehr Verkäuferinnen als Green Jobs gezählt. Da wird aber kein einziger Job geschaffen."

Arbeiterkammer: "Green Jobs mit Taschenspielertricks"

Laut Umweltminister Nikolaus Berlakovich sind fast 200.000 Green Jobs in Österreich geschaffen worden. Hergovich kann diese Zahl nicht nachvollziehen: "Green Jobs sind ein Öko-Schmäh, weil hier mit Taschenspielertricks statistische Verschiebungen stattfinden und überhaupt keine neuen Jobs geschaffen werden. Jeder Bauer, der seine Produktion auf die biologische Produktionsweise umstellt, zählt als neuer Green Job. Bei diesen 200.000 Green Jobs, von denen Umweltminister Berlakovich so gerne redet, sind in Wirklichkeit keine neuen dabei."

Das weist Florian Beer, Geschäftsführer von Green Jobs Austria, zurück: "Wir haben allein im Jahr von 2009 auf 2010 14.000 Beschäftigungsverhältnisse geschaffen. Das Ziel ist es, bis 2020 100.000 zusätzlichen Personen eine Tätigkeit im Umweltbereich zu geben." Green Jobs Austria ist ein gemeinnütziger Verein, getragen vom Umweltministerium und dem Bundesumweltamt. Er setzt den vor zwei Jahren beschlossenen Masterplan Green Jobs der Regierung um.

Verein: "Jeder 20. Job ein Green Job"

Beer weist auch den Vorwurf der Arbeiterkammer zurück, Green Jobs seien nur ein statistischer Marketingschmäh: "Es ist das blanke Gegenteil der Fall. Wir wissen, dass der Umsatz der Umweltwirtschaft derzeit 34 Milliarden Euro beträgt und dass jeder zehnte Euro in Österreich mit Umwelt umgesetzt wird. Damit ist jeder zwanzigste Job ein Green Job."

Die AK fordert mehr Investitionen in den öffentlichen Verkehr und die thermische Sanierung. Das geschehe ohnehin, kontert Beer. Von einer gemeinsamen Linie ist man also noch weit entfernt.