Energieagentur-Chefin: Energie wird teurer

Die Energiepolitik muss in Europa und auch weltweit besser koordiniert werden. Das ist die zentrale Forderung von Maria van der Hoeven, der Leiterin der Internationalen Energieagentur IEA. Denn der Umstieg auf mehr erneuerbare Energie bedeute massive Umstellungen im System der Energieversorgung.

Mittagsjournal, 6.10.2012

Barbara Battisti

"Netze müssen verbessert werden"

Mehr Energie aus Wind, Sonne und Wasser - das ist gut fürs Klima, aber schwierig für die Stromnetze. Denn die Energie entstehe nicht immer dort, wo sie gebraucht wird, erklärt die Leiterin der Internationalen Energieagentur, Maria van der Hoeven: "Ein Beispiel ist Deutschland, wo im Norden sehr viel Windenergie erzeugt wird, aber die Nachfrage ist woanders. Also ist es absolut notwendig, dass die Netze verbessert werden, damit die Energie aus dem Norden im Süden verwendet werden kann."

In Spanien wird aufgrund hoher Förderungen mehr Strom aus Wind und Sonne erzeugt, als dort gebraucht wird. Ein Export, zum Beispiel nach Frankreich, scheitere an fehlenden Netzverbindungen, stellt van der Hoeven fest. Auch die Entscheidung Deutschlands, stufenweise aus der Atomkraft auszusteigen, habe Auswirkungen auf ganz Europa. Schließlich sei Deutschland keine Insel wie Japan, sondern in der Mitte von Europa.

Ende der Subventionen lässt Preise steigen

Damit leistungsfähigere Stromnetze gebaut werden können, müsse die Politik mit der Industrie zusammenarbeiten, sagt die IEA-Chefin: "Wichtig wäre ein stabiles, langfristiges Investitionsklima. Das Geld muss dahin fließen, wo es gebraucht wird, und dafür braucht man die Industrie und die Privatunternehmen."

Derzeit sei man in Europa aber vor allem damit beschäftigt, die Banken zu retten, stellt van der Hoeven fest, und sie stellt klar: Die Konsumenten müssen sich auf höhere Energiepreise einstellen: "Am Ende wird es so sein, dass alle Produktionskosten eingenommen werden müssen, derzeit wird noch viel subventioniert. Das sorgt dafür, dass die Kosten niedriger sind. In Zukunft werden die Kosten für die Konsumenten aber höher sein als jetzt."

Spätestens ab 2025 würden die Förderungen für erneuerbare Energie zurückgehen, glaubt van der Hoeven. Der weltweite Energiebedarf werde bis 2035 um ein Drittel steigen, getrieben vor allem durch die Nachfrage in China und Indien.