Studium bei Jan Svenungsson

Benjamin Nachtigall, bildende Kunst

"Ich bin ein Künstler zum Anfassen, ich halte mich für einen unprätentiösen und bodenständigen Menschen. Für mich steht die Leidenschaft an oberster Stelle, sei es für die Kunst, fürs Kochen oder den Sport, begeistere ich mich erst einmal für etwas, dann bin ich mit Herz und Seele dabei", erzählt der junge Zeichner.

Privat bin ich wohl etwas chaotisch, in der Kunst fällt es mir um einiges leichter Ordnung und Struktur in die Kompositionen zu bringen.

Was ist Kunst?

Für mich ist Kunst etwas das mich sinnlich berührt, aufwühlt und zum Denken bewegt, kein oberflächliches "Aha!" Erlebnis das man in der nächsten Minute vergisst. Für mich ist ein Kunstwerk ein Rätsel, das nie ganz aufgelöst werden kann.

Sobald man glaubt eine Antwort gefunden zu haben, tun sich die nächsten Fragen auf und die Suche beginnt aufs Neue. Kunst ist reflektierte Tradition, und vor allem eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Ein Kunstwerk soll meinen Intellekt fordern, sowie mein inneres Kind begeistern und aufleben lassen.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich komme aus einer Familie voller Künstler wie Maler, Schriftsteller und Architekten. Meine Mutter ist Malerin sowie ihr Vater und sein Vater vor ihm, somit war ich von klein auf mit dem Bildermachen vertraut. Als Kind habe ich viel und gerne gezeichnet und gebastelt. Nach einer längeren Pause, auch Pubertät genannt, habe ich während meinem Zivildienst im Altersheim das Zeichnen aufs Neue entdeckt, was mir dann auch durch diese etwas triste Zeit half.

Meine Mutter und auch mein Großvater haben mir jedoch nicht nur den Weg zur Kunst geöffnet, sondern sind auch immer noch eine große Inspirationsquelle.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Nicht jeder, der Kunst machen will, macht auch welche, ich stelle mich ja auch nicht auf die Bühne als Sänger nur weil ich unter der Dusche jeden Tag ein paar schiefe Töne zum Besten gebe. Aber ich würde sagen, es müssen alle drei Begriffe zutreffen. Damit aus dem Wollen Kunst wird, bedarf es sowohl Müssen als auch Können. Jeder Mensch hat Gedanken, Ängste und Ideen, nur bedarf es eben einer Künstlerin um diese für andere in eine verdauliche Form zu Bringen.

Am Anfang steht ein Impuls. Es kann ein Wunsch, eine Angst, oder eine Erinnerung sein, die ein vages Bild in einem hervorruft. Dieser Vorstellung gilt es dann Gestalt zu verleihen, sie zu formen, und behutsam ausbrüten, wenn man so möchte. Mit etwas Glück entsteht dann daraus ein Kunstwerk.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen?

Mein großer Traum ist es einmal in der Wiener Albertina auszustellen.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Diesen Sommer habe ich auf der Documenta13 zwei Animationsfilme von Wael Shawky gesehen, die mich sehr beeindruckt haben. Mit ihm einen Film zu machen, wäre toll!

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Der Kunstmarkt ist ein knallhartes Business, in dem es selten um Kunst geht. Der/die Künstler/in braucht jedoch Zeit und Raum um arbeiten zu können und etwas um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn man also von der Kunst leben möchte, muss man auch verkaufen. Deswegen denke ich, dass der Kunstmarkt ein notwendiges Übel ist.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Ich denke, in unserer Wegwerfgesellschaft ist es ganz wichtig, um ein Bewusstsein für Kunst und ihren Wert zu kämpfen. Dies ist jedoch recht schwierig in einer Zeit der sogenannten Kunstsupermärkte, wo man sich das passende Bild zum Sofa oder zur Tapete kauft. Kein Wunder, dass viele Leute nicht mehr verstehen können, wieso ein Kunstwerk mehr als eine Lampe bei Ikea kostet.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Um ehrlich zu sein, wahrscheinlich für ein gutes Essen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich hoffe, dass ich bis dahin von meiner künstlerischen Arbeit leben kann.

Haben Sie einen Plan B?

Nein, kein Netz unter dem Seil. Um mit Brecht zu antworten: "Ja, mach nur einen Plan sei nur ein großes Licht und mach dann noch 'nen zweiten Plan gehn tun sie beide nicht."

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Eigentlich falle ich ungern unangenehm auf, das habe ich in meiner Schulzeit erledigt. Heute mag ich es, wenn ich auf Wohlgefallen treffe, doch natürlich nicht um jeden Preis. An Autoritäten reibe ich mich nach wie vor gerne, aber ich halte das Bild vom exzentrischen Genie für überholt.

Künstler bei denen es ausschließlich um eine inszenierte Selbstdarstellung geht, interessieren mich deshalb eher weniger.

Wollen Sie die Welt verändern?

In unserer Welt gibt es wahnsinnig viel Schmerz und Leid, sei es privat oder global, was ich als Künstler tun kann und will ist Menschen zu berühren, zu inspirieren oder herauszufordern. Kunstschaffen macht mein Leben sinnvoll. Sie hilft (mir) dabei schreckliche Dinge zu ertragen und zu reflektieren, und ich hoffe ich kann das durch meine Bilder mit anderen teilen.