Reiseerleichterung für Kubaner

Wie in den übelsten Zeiten des Eisernen Vorhangs in Europa haben die Bürger Kubas keine Reisefreiheit. Doch das ändert sich nun angeblich: Der Antrag auf Ausreisevisum soll nicht mehr notwendig sein, künftig sollen Pässe reichen. Es wäre eine kleine Revolution.

Mittagsjournal, 16.10.2012

Skeptische Bürgerrechtler

Yoani Sánchezs ist die bekannteste Bloggerin und Journalistin Kubas. Sie hat viele der prestigereichsten Journalismuspreise der Welt gewonnen, in Spanien, den USA, Brasilien. Ihr kubanischer Pass ist gespickt mit Einreisevisa aus der ganzen Welt. Doch sie hat Kuba noch nie verlassen. Denn sie hat noch nie die Genehmigung dazu bekommen, wie sie schildert: "Ich bin sehr skeptisch, ob die Restriktionen jetzt wirklich fallen. Denn die Kontrolle über die Ausreise der Bürger zu haben, ist eines der wichtigsten Repressions- und Manipulationsinstrumente, die die kubanische Regierung hat."

Billiger, leichter, länger

Bis dato musste ein umfangreicher Antrag auf ein Ausreisevisum gestellt werden. Die Bearbeitungsgebühr liegt bei 800 US-Dollar. Um das zu verdienen, muss ein durchschnittlicher Kubaner dreieinhalb Jahre arbeiten. Viele haben das Visum aber trotz Antrags nicht bekommen. Das soll sich nun laut der offiziellen Zeitung der Kommunistischen Partei Granma ändern. Kubaner brauchen nur mehr einen Reisepass, um das Land verlassen zu dürfen. Auch die maximale Aufenthaltsdauer im Ausland wird erhöht. Statt elf Monate dürfen Kubaner nun 24 Monate im Ausland bleiben, ohne die Staatsbürgerschaft zu verlieren.

Hürden weiter aufrecht

Einschränkungen wird es aber trotzdem weiter geben. So brauchen bestimmte Personengruppen nach wie vor eine spezielle Genehmigung. Das trifft vor allem Angehörige des Militärs sowie Angehörige von wichtigen Berufen - etwa Ärzte. So soll eine Massenauswanderung verhindert werden.

Und auch ein Hindernis von der anderen Seite werden viele Kubaner nicht überwinden können: Denn zur Reisefreiheit gehört ja auch ein Visum das Landes, in das man fahren will. Und da zeigen sich die lautesten Rufer nach Reisefreiheit - die USA und Europa - oft sehr zurückhaltend, wenn es um Menschen aus ärmeren Ländern geht.