Test in Wien: Navi für Blinde

In Wien wird heute der Intelligent Transport System (ITS)-Weltkongress eröffnet, eine Art Leistungsschau intelligenter Verkehrssysteme. Einer der Schwerpunkte wird sein, wie sich Menschen mit besonderen Bedürfnissen besser im öffentlichen Verkehrsnetz bewegen können. Ein Beispiel ist ein Handy-Navigationssystem für Blinde, das derzeit in Wien erprobt wird.

Mittagsjournal, 22.10.2012

Orientierung per App

"ways4all" ist eine Navigations-App für Smartphones, die Blinden und Sehbehinderte helfen soll, ihren Weg zwischen Haltestellen, Bahnhöfen, U-Bahnen und Bussen zu finden. Derzeit wird das System in Wien zwischen Prater und dem neuen Hauptbahnhof getestet. Wolfgang Kremsner, Verkehrsexperte des Blindenverbandes fährt mit seinem weißen Blindenlangstock über die Betonrillen im Boden. Das Smartphone hängt um den Hals. Er nimmt es zur Hand, wenn er Abfragen an die Navigations-App hat. Für Blinde tut sich mit der neuen Technik eine andere Welt auf. Bisher mussten alle Wege vorher auswendig gelernt werden, nicht der kleinste Fehler war erlaubt, wollte man die Orientierung nicht verlieren. Mit der Handy-App könnte der Blinde die Abzweigung oder auch den Weg zurück finden, wie ein Autofahrer, der sein Navi benutzt.

Signale an den Busfahrer

Grundlage für die App sind so genaue Karten wie möglich, die von Blinden ständig erweitert werden, sagt Werner Bischof, Leiter des Projekts ways4all. So sind darin die im Boden eingelassenen Betonleitlinien ebenso vermerkt wie Hindernisse, die für Sehende unproblematisch sind. Wir begleiten Wolfgang Kremsner weiter zum Autobus der Linie 82A. Der Fahrer weiß bereits, dass ein Blinder einsteigen wird, die App am Handy hat ihn informiert. Genau so funktioniert das Aussteigen, Herr Kremser schickt ein Signal übers Handy. Vom Bus geht es dann zur U-Bahn. Ziel ist der neue Hauptbahnhof am Südtiroler Platz. Hier haben die ÖBB eine Art GPS-Netz in den Boden eingebaut, damit das Navi für Blinde auch in Gebäuden funktioniert. so können etwa defekte Rolltreppen im routenplan berücksichtigt werden, der Blinde wird umgeleitet. Endstation der Teststrecke ist der multisensuelle Infopoint der Wiener Linien. Da wird es künftig Vekehrsinfos zum Hören, in Gebärdensprache und zum Ertasten geben.

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