Doch kein Berlusconi-Comeback

Silvio Berlusconi (76) hat gestern angekündigt, bei der Parlamentswahl im kommenden Jahr doch nicht als Spitzenkandidat seiner Rechtspartei anzutreten. Das hat er allerdings schon öfter getan, um dann immer wieder sein Comeback zu feiern. Die Frage, ob er es dieses Mal ernst meint, ist ein großes Thema in den italienischen Medien.

Mittagsjournal, 25.10.2012

Kaum Wahlchancen

Vier Mal war Berlusconi Regierungschef, mehrmals hat er seine Partei umbenannt und neu formiert. Im Sommer hat er den Parteivorsitz abgegeben und jetzt will der 76jährige, wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit einer Minderjährigen angeklagt, angeblich endgültig Platz für Jüngere machen, wie er sagt, und nicht mehr als Premier kandidieren. Allerdings will Berlusconi weiterhin einen Sitz im Senat, was ihn vor gerichtlicher Verfolgung schützen und weiter politischen Einfluss sichern würde. Berlusconis Chancen wären ohnehin begrenzt. In Umfragen liegt er konstant bei 16 Prozent, zum Hoffnungsträger taugt er nicht mehr, was er auch schon selbst begriffen haben dürfte. Berlusconis Partei "Volk der Freiheit“ versinkt in einem Sumpf an Korruptionsskandalen und inneren Machtkämpfen. Von Berlusconis Abstieg profitiert in den Umfragen zwar das linke Lager, doch ist die Linke zersplittert und zerstritten. Dass die Linken eine Regierung darstellen können nach Monti, ist nicht sehr vorstellbar.

Was von Berlusconi blieb

Mehr als zwei Jahrzehnte hat der Medienzar Italien geprägt, im Ausland vor allem bei den europäischen Partnern galt er schon längere Zeit nur noch als peinlich. Was für die Italiener bleibt, ist die Einstellung des "berlusconismo", dass man den Staat nicht als Gemeinwesen betrachtet, sondern als etwas, dass man für sich seine persönlichen Interessen nützt und sich bereichert. Berlusconis Nachfolger Mario Monti muss das Land jetzt mit einem harten Sparkurs sanieren. Dennoch dürfte bei den Italienern die Einsicht vorherrschen, wem sie diesen wirtschaftliche Niedergang zu verdanken haben. Dementsprechend gering ist wohl auch die Sehnsucht nach Berlusconi-Zeiten.