Berlusconi verkauft "Bunga Bunga"-Villa

Um 470 Millionen Euro hat Italiens ehemaliger Regierungschef Silvio Berlusconis laut italienischen Medien sein skandalumwittertes Märchenschloss auf Sardinien, die "Villa Certosa", verkauft. Käufer soll ein Spitzenpolitiker aus einem sowjetischen Nachfolgestaat sein. Der Verkauf der Villa markiert den verblassenden Glanz des italienischen Politikers und Medienzars.

Mittagsjournal, 3.10.2012

Schauplatz obszöner Partys

"Bunga Bunga" ist zum Wort dafür geworden, die "Villa Certosa" war der Ort für Silvio Berlusconis Lebenstil, seinen Kult für Luxus, Sex und Macht. Auf dem Gelände an der exklusiven Costa Smeralda, groß wie der Vatikanstaat, mit Parks, Grotten, Villen und Seen, feierte er mit anderen Mächtigen obszöne Partys. Berühmt geworden sind die Fotos eines Paparazzo, die neben nackten Nymphen den tschechischen EX-Ministerpräsidenten Topolanek mit erigiertem Penis zeigen. "Die Fotos sind absolut unschuldig, nicht eines gibt Anlass, Skandal zu schreien," verteidigte sich Berlusconi, der vergeblich versucht hatte, die Veröffentlichung der Bilder zu verhindern. Über die spanische Tageszeitung "El Pais" haben sie die ganze Welt erreicht.

Ermittlungen, die haltlos sind, wischt er auch Untersuchungen vom Tisch, die seiner Gewohnheit nachgingen, Prostituierte und Gäste in staatlichen Maschinen auf sein Gut fliegen zu lassen.

Kandidatur immer unwahrscheinlicher

In vier Wochen, so kolportiert "Libero", soll der Verkauf von Villa Certosa abgeschlossen sein. Er ist viel mehr als der größte je getätigte private Immobilienverkauf. Für Italien markiert er das Ende einer Ära, in der Politik zur Show verkommen ist, zur Selbstdarstellung und Selbstbedienung. Die gegenwärtige Lawine der Spesenskandale durch Italiens Regionen und deren vielfach mittelmäßiges Politpersonal ist ein Erbe davon. Die Schlüsselfigur ist Silvio Berlusconi. Jetzt hat er offenbar Geldsorgen, und sein politischer Stern ist am Verglühen. Seine skandalgebeutelte Partei "Volk der Freiheit" zerbricht an innerem Zank um Macht und künftige Posten. Immer unwahrscheinlicher wird, dass Berlusconi sich noch einmal Wahlen stellen wird. Im Moment ist er unter jenen Mitte-Rechts-Politikern, die gerne hätten, dass Mario Monti für eine zweite Amtszeit kandidiert, um am Ende doch noch mit ihm am Tisch der Sieger zu sitzen.