Die Skandale werden nicht weniger

Berlusconis Image bröckelt

Die glatte Fassade von Silvio Berlusconi bröckelt. Bisher schien es ja, dass alle Skandale dem Macho-Image des italienischen Ministerpräsidenten nichts anhaben konnten. Doch in den vergangenen Monaten ist zu viel zusammengekommen. Und der Weg vom Macho zur Witzfigur ist oft nur ein kurzer.

Mittagsjournal, 20.01.2011

"Bunga-Bunga" mit Berlusconi

Das Wort des vergangenen Jahres in Italien ist "Bunga –Bunga". Erstmals verwendet von der damals noch minderjährigen Prostituierten Ruby, um die intimen Vorgänge in Silvio Berlusconis Villa zu beschreiben, ohne sie konkret beim Namen zu nennen. Seitdem ist "Bunga-Bunga" fixer Bestandteil des Italienischen Basiswortschatzes. Wäre Silvio Berlusconi ein beliebiger Prominenter, vielleicht Schauspieler oder Rockstar dann könnte man sagen: Dieser Mann braucht eben Schlagzeilen.

"Ich liebe das Leben und die Frauen"

Doch bekannter weise ist er eben Ministerpräsident eines der wichtigsten Länder in der EU. Er trifft Regierungschefs und Präsidenten in aller Welt, da wird man wohl mit dem "Bunga-Bunga-Image" nicht mehr besonders ernst genommen, dämmert es mittlerweile auch vielen Italienern. So verfolgt Berlusconi diese Sache sogar bis Brüssel. Am Rande eines EU Meetings bei einer Pressekonferenz kommen immer wieder Fragen zu seinem Privatleben. Er sagt: "Ich liebe nun mal das Leben und die Frauen."

Leben, das sich viele Italiener wünschen

Es ist also nicht unbedingt der respektvolle Umgang wie sich das ein Regierungschef vorstellt. Aber es ist eben auch nicht die Art wie sich Regierungschefs in westlichen Ländern im Allgemeinen verhalten. Bis zur Affäre Ruby konnte Silvio Berlusconi aber auf seine Landsleute zählen. Die gängige Erklärung dafür warum dieser Mann trotz unzähliger Korruptionsvorwürfe und Eskapaden so beliebt ist war immer: Er zeigt ein Leben vor, das sich viele Italiener insgeheim wünschen. Viel Geld, schöne Frauen und trotzdem heile Familie vorspielend.

Lack bröckelt

Doch dieser Lack scheint grob zu bröckeln. Silvio Berlusconi ist die Lieblingswitzfigur im Land geworden. Keine Fernsehsartireshow kommt ohne derbe Witze über ihn aus. Unzählige Lieder im Internet erzählen die Geschichte von "Bunga-Bunga".

Berlusconi wehrt sich im TV

Berlusconi wehrt sich immer verzweifelter dagegen. Seine eigenen TV Kanäle müssen da herhalten. Einmal ruft er in einer Morgensendung von Tele 5 an um dann zehn Minuten über die ungerechtfertigten Vorwürfe und die linke Justiz zu schimpfen. Der bisherige Tiefpunkt dann am Mittwoch. Ruby muss nun selbst vor die Kamera um zu beteuern: "Er hat mich nicht einmal berührt."

"Was sind die Alternativen?"

Doch die Entlastungsoffensive wirkt nur mehr absurd. Denn die Abhörprotokolle ihres Mobiltelefons ergeben ein ganz anderes Bild: Da sprechen die Damen darüber, dass er fetter denn je sei, mehr tot als lebendig. Und sie diskutieren wie man noch mehr Geld aus ihm herausholen könnte.

Das alles verwandelt Berlusconi in der öffentlichen Wahrnehmung vom erfolgreichen Macho zum Dummkopf. Meinungsforscher prophezeien ihm daher bereits die Götterdämmerung. Vor allem für die weibliche Wählerschaft sei es nur mehr sehr schwer für ihn zu stimmen. Doch das alles kann trotzdem noch dauern. Denn wenn man die Menschen auf der Straße fragt: Dann kommt meist ein. "Ja es ist schlimm, aber was sind die Alternativen?"