Arbeitslosigkeit: WIFO erwartet Anstieg
Auch in Österreich wird die Arbeitslosigkeit steigen, erwarten die Wirtschaftsforscher. Vor allem Jugendliche, Ausländer und Menschen über 50 werden es in nächster Zeit am Arbeitsmarkt schwer haben, sagt der Arbeitsmarkt-Experte vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), Helmut Mahringer.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 2.11.2012
Jugendliche und Ausländer
Die Konjunkturaussichten sind schlecht, am Arbeitsmarkt wirkt sich das meist erst mit einer gewissen Verzögerung aus. Aber dennoch sei klar, dass man sich für heuer und das kommende Jahr auf steigende Arbeitslosigkeit einstellen müsse, sagt Mahringer. Und da wird es vor allem wieder Leiharbeitskräfte treffen, ausländische Arbeitskräfte und Jugendliche. Zwar ist in Österreich die Jugendarbeitslosigkeit bei weitem nicht so hoch wie in Spanien - da liegt sie bei 54 Prozent, aber sie ist mit 10 Prozent immer noch deutlich höher als die durchschnittliche Arbeitslosigkeit in Österreich. "Wenn weniger Jobs neu besetzt werden, leiden Jugendliche besonders darunter." Österreichs Jugendliche dabei nicht generell schlecht ausgebildet, aber der Anteil derer, die keine weitere Ausbildung nach der Grundschule machen, sei relativ groß. "Und wir haben einen nicht zu vernachlässigenden Teil an Jugendlichen, die nach der Pflichtschule nicht über Grundfertigkeiten verfügen, die notwendig sind, um eine weiterführende Ausbildung zu machen", so Mahringer.
Ausländische Arbeitskräfte seien schon in den vergangenen Monaten stärker von Arbeitslosigkeit betroffen gewesen als inländische. Und das werde wohl auch so bleiben, sagt Helmut Mahringer: Denn ausländische Arbeitskräfte hätten eine "Pufferfunktion in den externen Segmenten des Arbeitsmarktes", gehörten also nicht so sehr zu den Stammbelegschaften.
Härtere Selektion
Für ältere Menschen - als solche definiert man auf dem Arbeitsmarkt Menschen über 50 - gilt, so Mahringer: "Ältere Arbeitnehmer haben verhältnismäßig sicher Jobs, wenn sie in Beschäftigung sind. Wenn sie die Beschäftigung verlieren, finden sie aber vergleichsweise schwer in den Arbeitsmarkt zurück." Wer also durch die eigene Gesundheit eingeschränkt ist, mehr Einkommen erwartet als geboten wird und eventuell Qualifikationen hat, die nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, tut sich dementsprechend schwer, wieder einen Arbeitsplatz zu finden. Das ist vor allem ein Problem, wenn der Anstieg der Arbeitslosigkeit stark ist. Dann gibt es mehr Langzeitarbeitslose - und die Auswahl wird härter: "Es wird aus dem Pool der Arbeitslosen selektiert, es werden die fittesten Arbeitskräfte rasch wieder Jobs finden. Und es bleiben Arbeitslose zurück, die Vermittlungshindernisse wir beispielsweise gesundheitliche Probleme haben."
Noch keine demografische Entlastung
Vorerst wird sich die Situation wohl nicht so schnell entspannen, über die mittelfristige Prognose sagt Helmut Mahringer vom WIFO: Die zu erwartende schwache Konjunkturentwicklung in diesem und dem nächsten Jahr werde sicher zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. Die demografische Entlastung durch den Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung sei in dieser Phase noch nicht zu spüren. "Das kommt erst in zehn Jahren stärker zu tragen." Der Arbeitsmarkt sei aber ohnehin ständig in Bewegung. Auch in Krisenzeiten gebe es gute Chancen, einen Job zu finden. Besonders empfehlenswert: technische und naturwissenschaftliche Berufe und der Gesundheitsbereich.