Afroamerikaner stehen hinter Obama
Mit Barack Obama ist vor vier Jahren der erste schwarze Präsident der USA gewählt worden. Ein bedeutender Schritt für das Land, dessen Geschichte eng mit Sklaverei und Rassentrennung verbunden ist. Die afroamerikanischen Wählerinnen und Wähler, die vor vier Jahren zu 95 Prozent für Obama gestimmt haben, stehen geschlossen hinter ihrem Präsidenten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 3.11.2012
"Hautfarbe soll keine Rolle mehr spielen"
William Johnson friert. Seit ein paar Tagen ist es hier in Richmond, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Virginia bitterkalt und sein Hot-Dog Stand im Stadtzentrum geht denkbar schlecht. Überhaupt sind die Zeiten nicht sonderlich rosig, sagt William. Aber das sei nicht Barack Obamas Schuld. "Als erster schwarzer Präsident hat er das Chaos der vorangegangen acht Jahre geerbt. In nur vier Jahren kann da keiner Wunder vollbringen. Ich finde, man sollte ihm mehr Zeit geben, damit er das Land grundlegend verändern kann", sagt William.
Grundlegende Veränderung, das bedeutet für William auch, dass der Farbe seiner Haut endlich weniger Bedeutung beigemessen wird. Vor allem in Richmond ist das ein Problem. Immerhin machen hier Afroamerikaner 57 Prozent der Bevölkerung aus. "Das Thema ist leider immer noch aktuell und wird es wohl auch immer bleiben. Dabei würde ich mir langsam erwarten, dass die Leute nicht mehr auf die Hautfarbe schauen, sondern auf die Menschen, die dahinter stecken", so William.
Diesen Eindruck hat auch Sonya Blakes, die in einem Friseursalon in der Nähe von Williams Hot-Dog-Stand arbeitet: "Manche Leute finden immer noch, dass Obama nicht qualifiziert ist dieses Land zu führen, nur weil er schwarz ist. Aber ändert das irgendwas an seinem Wissen, an seinen politischen Ideen, an den vielen guten Vorstellungen, die er für unser Land hat? Nein! Sein Blut ist genauso rot wie meines und deines."
Offener Rassismus und versteckte Vorurteile
Rassismus ist in den USA immer noch ein latentes Problem, sagt auch der Politologe Lorenzo Morris von der Howard University in Washington DC. In den vergangenen Jahren habe er sogar einen Anstieg an rassistischen Kommentaren in der Politik beobachtet.
Von der Tea Party zum Beispiel kommen viele teilweise ganz offen rassistische Äußerungen. Einmal haben sie sogar ein Bild von Obama als Affen in Umlauf gebracht. Und das führt dazu, dass manche Menschen, die ihre rassistische Einstellung sonst nicht so offen vor sich hertragen, sie nun sehr wohl ausleben. Sie sind sichtbarer und aktiver geworden.
Doch nicht der offen zur Schau gestellte Rassismus ist es, der Lorenzo Morris beunruhigt. Es sind vielmehr die versteckten Vorurteile, die diesen Wahlkampf beherrschen: "Ironischerweise muss man nicht das Wort Rassismus verwenden, um eine rassistische politische Debatte zu führen. Und das aus folgendem Grund: in der amerikanische Geschichte war der Staat an sich immer dafür da, den Ärmeren zu helfen und die Minderheiten zu schützen. Nun lehnen die Republikaner einen starken Staat heftig ab. Mit dem Argument, dass sie niemanden unterstützen wollen, der es nicht verdient, unterstützt zu werden. Doch wen meinen sie damit? Sie sprechen dabei indirekt von Afroamerikanern, die viel staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen, weil ihre Arbeitslosenrate fast so hoch doppelt ist wie unter Weißen. Wenn die Republikaner also diese staatliche Hilfe offen attackieren, setzen sie damit ein feindseliges Zeichen."
"Romney sollte Obama nicht als dumm bezeichnen"
Für Sonya ist der Wahlkampf der Republikaner überhaupt ein rotes Tuch. Sie fühlt sich durch die Negativkampagne von Mitt Romey gegen Barack Obama persönlich angegriffen. "Er sollte aufhören, den Präsidenten dumm zu nennen. Das hat Romney im Vorwahlkampf oft gemacht. Immerhin ist der Mann der Präsident dieses Landes, auch wenn er schwarz ist. Er sollte ihm ein wenig Respekt zeigen. Denn wenn er nicht einmal ihn respektiert, dann wohl sicher auch nicht mich", sagt Sonya.
Wie vor vier Jahren wird Sonya Blakes also auch dieses Mal für Obama stimmen. Auch deshalb, weil sie sich erwartet, dass das Thema Hautfarbe künftig keine Rolle mehr spielen wird. Sie schätze Obama, weil er die Menschen zusammenbringen will, sagt Sonya. Wir sind ein Land, wir müssen füreinander da sein.