US-Wahl: Wen die Chinesen wählen würden

Aufmerksam verfolgt wird die US-Wahl bei der zweiten großen globalen Macht, in China. Doch während Chinas Führer offiziell dazu schweigen, wen sie gerne in den kommenden vier Jahren im Weißen Haus sehen möchten, sind die Meinungen auf der Straße eindeutiger.

Mittagsjournal, 6.11.2012

Obama hätte Mehrheit

Die Mehrheit der Chinesen wünscht sich Barack Obama für weitere vier Jahre im Weißen Haus. Zumindest behauptet dies eine Umfrage, die ein Hong Konger Meinungsforschungsinstitut in den letzten Wochen in China durchgeführt hat. Demnach würden 63 Prozent der Chinesen Barack Obama ihre Stimme geben. Mitt Romney sehen viele kritischer. Dass Romney China offen Währungsmanipulation, den Diebstahl geistigen Eigentums sowie das Hacken amerikanischer Computer vorgeworfen hat. Das nehmen ihm viele hierzulande übel. "Wenn ich die beiden vergleiche, dann hoffe ich, dass Obama gewinnt. Denn ich habe das Gefühl, dass Obama für die chinesisch-amerikanischen Beziehungen auf jeden Fall der Bessere ist." - "Ich bin für Obama, weil er gut ausschaut", meint eine Frau. Doch ist auch anderes zu hören: "Ich bin für Romney. Er verkörpert einen starken Hardliner. Und das gefällt mir."

Wenn China Amerika wäre…

Fast möchte man meinen die Bürger auf Pekings Straßen haben zur amerikanischen Wahl eine stärkere Meinung als zum Machtwechsel zuhause, der ebenfalls vor der Tür steht. Wo das Ergebnis allerdings schon im Vorhinein feststeht: Es gewinnen die Kandidaten der Kommunistischen Partei. Ab Donnerstag wird auf dem wichtigsten Parteitag des Jahrzehnts ein Generationswechsel eingeläutet. Die derzeitigen Führer treten schrittweise ab und machen einer jüngeren Generation Platz. Das Volk hat dabei absolut keine Mitsprache. Und wie wäre es, wenn man auch in China wie in den USA den Präsidenten wählen könnte? "Unter den derzeitigen Umständen ist das nicht möglich. Aber die Hoffnung besteht natürlich." - "Unsere Führer zu wählen. Das wäre meine große Hoffnung. Eine Diktatur ist für kein Land gut, weil es keine Kontrolle gibt", erzählt uns ein junger Mann. "Natürlich wünsche ich mir das, aber China ist nun mal keine Demokratie", meint anderer.

Vorwürfe bleiben gleich

Vorwürfe bleiben gleich
Zurück zu Obama oder Romney. Chinas Führer lassen da öffentlich keine Präferenzen erkennen. Doch ist in Politkreisen zu hören, dass man eine Wiederwahl Barack Obamas in Peking begrüßen würde. Weil seine Kritik an China im Wahlkampf eben leiser als jene Mitt Romneys war. In Wahrheit wohl aber, weil man ihn einfach schon kennt. An den Problemen, die man miteinander hat, ändert die Wahl ohnehin nicht viel. China fühlt sich bedroht durch die verstärkte Militärpräsenz der Amerikaner im Pazifik. Und man ist besorgt, weil Handelsstreitereien mit den USA jüngst an Brisanz deutlich zugelegt haben. Das alles nährt das Misstrauen. Denn immer liegt in China auch der Vorwurf in der Luft, dass die USA den Aufstieg des Landes zur Großmacht in Wahrheit torpedieren wollen. Und da ist es aus chinesischer Sicht ziemlich egal, wer nun Präsident ist.