Personalkarussell in US-Regierung

US-Präsident Barack Obama hat seine zweite Amtszeit gesichert. Doch die großen Herausforderungen wird er nicht mit seinem bewährten Team angehen können. Einige seiner wichtigsten Leute haben bereits vor der Wahl angekündigt, dass sie ihm nicht mehr zur Seite stehen werden. Über die Nachfolger wird in Washington heftig spekuliert.

Abendjournal, 8.11.2012

Ausscheiden bereits angekündigt

Bereits vor dem 6. November hatten Außenministerin Hillary Clinton (65) und Finanzminister Timothy Geithner (51) angekündigt, aus dem engsten Machtzirkel auszuscheiden. Geithner dürfte noch die Verhandlungen zur Vermeidung der sogenannten Fiskalklippe leiten, ehe er einem Nachfolger Platz macht. Dafür werden Obamas Stabschef Jack Lew (57) oder Erskine Bowles (67) genannt. Letzterer hatte die Verhandlungen mit den Republikanern über Maßnahmen zur Schuldenverringerung geleitet.

Auch der Notenbankchef Ben Bernanke (58) könnte nach aufreibenden Jahren in der Finanzkrise wieder als Professor zur renommierten Princeton Universität zurückkehren. Seine zweite Amtszeit läuft in gut einem Jahr aus. Es ist unklar, ob Obama Bernanke zu einer Verlängerung überreden kann.

Kandidaten mit Makel

Lange Zeit war in Washington darüber spekuliert worden, ob Hillary Clinton es 2016 noch einmal versucht, als Präsidentschaftskandidatin für die Demokraten anzutreten. Doch die Ehefrau von Ex-Präsident Bill Clinton hat erkennen lassen, dass sie den Abschied von der großen Bühne sucht und auch als Außenministerin aufhören möchte. Als Nachfolger werden ein früherer Präsidentschaftskandidat und eine Top-Diplomatin gehandelt. Allerdings sind beide nach Einschätzung von Beobachtern mit einem Makel behaftet.

Senator John Kerry (68) gilt als demokratisches Schwergewicht, wenngleich er als Herausforderer bei der Wahl 2004 dem republikanischen Präsidenten George W. Bush unterlag. Der Vorsitzende des außenpolitischen Senatsausschusses war im Wahlkampf Obamas Trainingspartner für die großen Rededuelle. Dass Obama in der ersten Debatte so enttäuschte, führt mancher auf eine schlechte Vorbereitung durch Kerry zurück. Auch erregte Kerrys Werben für eine Intervention im Bürgerkriegsland Syrien Befremden, wie das "National Journal" berichtete.

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice (47), gilt als ausgebuffte Diplomatin mit gutem Draht zu Obama. Nach der Ermordung des US-Botschafters vor zwei Monaten in Libyen geriet Rice jedoch in die Kritik, weil sie angeblich die Öffentlichkeit über die Hintergründe des Anschlags in Benghazi falsch informiert habe.

Frau fürs Verteidigungsressort?

Als Kandidat für den Ruhestand wird auch Verteidigungsminister Leon Panetta gehandelt. Der 74-Jährige wechselte erst im Vorjahr vom Chefsessel des Geheimdienstes CIA ins Pentagon. Gerüchteweise könnte eine Frau Panetta nachfolgen, sie wäre die erste in dieser Funktion. (Text: APA, Red.)