Italien klagt Ratingagenturen
Das Handeln der Ratingagenturen wird von vielen als ein Grund angesehen, warum sich die Schuldenkrise in der Eurozone so zugespitzt hat. Nun werden in Italien die Agenturen Standars & Poor's und Fitch geklagt, unter anderem wegen Marktmanipulation.
8. April 2017, 21:58
Barbara Battisti
Prozesse für Standard & Poor's und Fitch
Die Ratingagenturen werden von vielen Seiten dafür mitverantwortlich gemacht, dass sich die Schuldenkrise in der Eurozone so zugespitzt hat. In Italien droht jetzt Managern der US-Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch ein Gerichtsverfahren. Schon allein die Ankündigung, dass ein Land Probleme mit seiner Kreditwürdigkeit bekommen könnte, lässt die Zinsen für Staatsanleihen steigen. So geschehen auch in Italien, als die Ratingagentur Moody's 2010 die Bonität des Landes heruntergestuft hat. Zwei Verbraucherverbände haben daraufhin Strafanzeige auch gegen die anderen großen Ratingagenturen Fitch und S&P eingebracht.
Vorwurf Marktmanipulation
Die Vorwürfe lauten Fehleinschätzung, Marktmanipulation und rechtswidrige Verwendung von vertraulichen Informationen. Die Agenturen sollen mit ihren Berichten versucht haben, das Ansehen und die Kreditwürdigkeit Italiens an den Finanzmärkten bewusst schlecht zu machen. Jetzt sind die Ermittlungen abgeschlossen und die Staatsanwaltschaft hat Klage gegen insgesamt sieben Manager von Ratingagenturen wegen Marktmanipulation eingebracht.
Unsicherheit lähmt Anleger
An den europäischen Börsen gibt es heute wenig Bewegung, die Aktienkurse sind fast unverändert. Grund für die Zurückhaltung der Anleger ist einmal mehr Unsicherheit. Einerseits, wie es mit Griechenland und den anderen Euro-Schuldenländern weiter geht und auch, wie der wiedergewählte US-Präsident Obama die drohende Steuerkrise lösen kann. Denn ohne Kompromiss im Haushaltsstreit werden in den USA mit Jahresende automatisch die Staatsausgaben gekürzt und die Steuern erhöht – das könnte die US-Wirtschaft schrumpfen lassen, fürchten viele Investoren.