Israel setzt Luftschläge fort
Der weltpolitische Brandherd Nahost lodert wieder gefährlich auf: Israel und die Gaza-Palästinenser stehen wieder im offenen militärischen Konflikt. Israel hat den Militärchef der Hamas-Extremisten getötet, nach Raketenangriffen auf israelisches Gebiet. Die Hamas schwört Rache und lässt verlauten, „Israel habe das Tor zur Hölle aufgestoßen“.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 15.11.2012
Kleinkrieg schlagartig groß
Die Hamas abschrecken und ihre Infrastruktur zerstören – das ist ein Ziel, das die Israelis sich schon oft vorgenommen haben, jetzt versuchen sie es wieder. Nach der so genannten „gezielten Tötung“ von Ahmed Jabari ist der ständige Kleinkrieg schlagartig ziemlich groß geworden. Der 52-jährige Jabari war der militärische Kommandant der Hamas im Gasastreifen, für die Israelis war er der Terrorist Nummer eins und Organisator unzähliger Anschläge, für die radikalislamische Gruppe war er ein Held und eine Symbolfigur – eine Rakete hat gestern Nachmittag auf einer Straße in Gasa-Stadt sein Auto getroffen: Das ist ein großes Verbrechen der Zionisten, sagt Hamas-Sprecher Muschir el-Masri, der Feind wird den Preis dafür bezahlen, das erfordert eine massive Vergeltung, Israel hat die Spielregeln geändert und wird den palästinensischen Widerstand zu spüren bekommen.
In Israel heißt es, man habe einfach nicht länger zuschauen können – Hunderttausende Bürger seien seit Jahren einem Raketenterror ausgesetzt, der ein normales Leben unmöglich mache, kein Staat der Welt würde das hinnehmen: Heute haben wir der Hamas und den anderen Terrorgruppen eine klare Botschaft geschickt, sagt Premier Benjamin Netanjahu, und wenn es nötig sein wird, ist die Armee bereit zur Ausweitung der Operation – wir werden weiter alles tun, um unsere Bürger zu schützen.
Angriffe auf beiden Seiten
Auf den Schlag gegen Jabari folgten Dutzende Lufteinsätze gegen Ziele in verschiedenen Abschnitten des Gasastreifens – die Palästinenser meldeten mindestens 10 Tote und Dutzende Verletzte. Stützpunkte, Trainingscamps, Munitionslager, Raketenwerfer seien mit großer Präzision beschossen worden, teilten die Israelis mit. Insbesondere habe man Arsenale von Langstreckenraketen iranischer Herkunft zerstört – mit einer Reichweite von bis zu 75 Kilometern könnten solche Geschosse auch den Ballungsraum um Tel Aviv gefährden und dem Konflikt eine neue Dimension geben. Aber auch so liegen israelische Städte und Dörfer unter Feuer – die Palästinenser schossen wie erwartet sofort aus allen Rohren zurück. Mehr als 100 Raketen sind seit gestern Nachmittag in Israel niedergegangen, davon einige in den Großstädten Beer-Schewa und Aschdod.
Im Umkreis von 40 Kilometern um den Gasastreifen ist heute der Schulunterricht abgesagt, Menschenansammlungen sind verboten, die Bürger sind angewiesen, in der Nähe der Schutzräume zu bleiben. Und so dürfte es noch mindestens einige Tage weitergehen. Die Israelis haben weitere Angriffswellen angekündigt, durch die besonders die militärischen Einrichtungen der Hamas und der anderen islamistischen Gruppen nachhaltig beschädigt werden sollen.
Übersicht
- Naher Osten