Armutsbekämpfung: Energie billiger machen

Die Armut hat sich in Österreich seit 2005 verdoppelt, eine halbe Million Menschen sind in Österreich arm - das geht aus dem aktuellen Sozialbericht für Österreich hervor. Hilfsorganisationen fordern deshalb, dass Strom und Gas für Arme billiger werden. Niemandem dürfe im Winter die Heizung abgeschaltet werden.

Mittagsjournal, 20.11.2012

"Grundrecht auf Energieversorgung"

Armut heißt, dass die Menschen seit zumindest zwei Jahren von rund 12.000 Euro im Jahr leben müssen, sich kein nahrhaftes Essen leisten, keine Freunde einladen oder ihre Wohnung nicht warm halten können. Um mehr als zehn Prozent sind im letzten Jahr die Energiekosten gestiegen. Vor allem für arme Menschen hat das gravierende Auswirkungen, weil ein noch größeren Teil des Haushaltseinkommens für Energie ausgeben werden müsse. Strom und Gas müsse billiger werden, niemand dürfe ausgeschlossen werden, fordert der Geschäftsführer der Volkshilfe, Erich Fenninger. Er spricht von einem Grundrecht auf Energieversorgung, das bedeute ein Verbot von Spekulation mit Energie und die soziale Staffelung der Energiekosten. Und es sollte keine Abschaltungen von Strom und Gas im Winter geben, auch wenn die Rechnung nicht bezahlt werden könne.

"Sozialstaat stärken"

Das fordert auch die Caritas, die außerdem einen Anstieg bei den Wohnungslosen bemerkt. Denn für immer mehr Menschen sei die Wohnung nicht mehr leistbar, besonders betroffen, alleinerziehende Frauen. Dass Delogierungen wie in Spanien bei uns noch nicht auf der Tagesordnung stehen, liege am funktionierenden Sozialstaat. Maßnahmen wie die Delogierungsprävention müssten sogar ausgebaut werden, fordert Michael Landau, Direktor der Caritas Wien. Die unschuldigen Opfer der Krise dürften nicht noch einmal zu Opfern gemacht werden. "Der Sozialstaat gehört in der jetzigen Situation gestärkt und nicht geschwächt. Man darf den Menschen die Zukunft nicht wegsparen."

Jugendliche ausbilden

Genau von dieser Zukunft dürfen vor allem Kinder und Jugendliche nicht abgeschnitten werden. 138.000 Kinder und Jugendliche sind von "manifester Armut" betroffen. Die Gesellschaft könnte es sich nicht leisten, auf das Potential der Jugendlichen zu verzichten, sagt Michael Chalupka, Direktor der Diakonie. Die Jugendlichen müssten ausgebildet werden, damit sie selbst einmal einen Beruf ergreifen und etwas zum Sozialsystem beitragen können.

Aktionen gegen Armut

Dass Armut etwas ist, was mitten in Österreich existiert, darauf wollen die Hilfsorganisationen diese Woche hinweisen. Die Volkshilfe veranstaltet heute einen Aktionstag zum Thema. Die Caritas startet am Donnerstag das "Gruft-Winterpaket", eine Spendensammlung für obdachlose Menschen. Und die Diakonie präsentiert ihre Projekte zur möglichst frühen Förderung von Kindern und Jugendlichen, um allen eine Chance auf Ausbildung zu geben.