Strasser-Prozess: Journalisten geladen

Im Verfahren um Ex-Innenminister Ernst Strasser hat dieser heute erneut seine Geheimdienst-Argumentation verteidigt: Er habe die beiden vermeintlichen Lobbyisten bei Laune halten wollen, sagt Strasser. Richter Georg Olschak will die beiden britischen Reporter für nächste Woche Donnerstag laden.

Abendjournal, 3.12.2012

Journalisten wollen aussagen

Auslöser für die Verwirrung waren offenbar unterschiedliche Ansichten zwischen dem Anwalt der "Sunday Times" und den Reportern selbst. Richter Georg Olschak liest aus Schreiben des Anwalts an das Landesgericht vor: Aus den Anwaltsbriefen geht hervor, dass die beiden Undercover-Journalisten nur aussagen, wenn sie vollkommen verhüllt sein dürfen. Doch das ist nach österreichischem Recht nur bei Gefahr für Leib und Leben möglich.

Anders sehen das offenbar die Journalisten selbst. In einem Mail an mehrere österreichische Medien hat einer der Reporter klargestellt, er und seine Kollegin wollen durchaus unverhüllt aussagen, aber nicht gefilmt und fotografiert werden. Daher wird das Gericht ein Fotoverbot in und um den Großen Schwurgerichtssaal verhängen und die Reporter neuerlich als Zeugen laden. Sie sollen nächste Woche Donnerstag befragt werden, kündigt der Richter an.

Strasser bleibt bei seiner Vertreidigungslinie

Am heutigen vierten Prozesstag wurde außerdem Ex-Finanzminister Ernst Strasser zu seinen Aussagen in den geheim aufgenommenen Videos der Undercover-Reporter befragt. "Warum haben sie nicht die Polizei über den Bestechungsversuch informiert?" will Richter Olschak wissen. "Ich wusste, da ist was faul und wollte einen klaren Hinweis", sagt Strasser. "Was wäre so ein Hinweis gewesen, fragt der Richter?" "Das kann ich jetzt nicht sagen", sagt Strasser, er habe befürchtet, dass die Agenten verschwinden, wenn er die Polizei einschaltet, so Strasser, der angibt, nur seine Lebensgefährtin in seinen Verdacht eingeweiht zu haben. Morgen sind Strassers Mitarbeiterinnen und Verfassungsschutz-Chef Peter Gridling als Zeugen geladen.