5 Tote bei Zusammenstößen in Ägypten

ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary berichtet von den blutigen Protesten in Kairo, zu denen die Muslimbrüder ihre Anhänger aufgerufen haben. Immer wieder werden von ihnen Gefangene gemacht. Nun traten vier Berater des Staatschefs zurück. Doch Ägyptens Führung hält am umstrittenen Verfassungsreferendum fest.

ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary im Gespräch mit

Hunderte Verletzte bei Demonstrationen

Bei Straßenschlachten zwischen Anhängern und Gegnern des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sind in Kairo mindestens fünf Menschen getötet und rund 350 weitere verletzt worden. Dies gab das ägyptischen Gesundheitsministeriums am Donnerstag bekannt. Feuer brannten in den Straßen um den Amtssitz des Präsidenten. Die Kontrahenten warfen Brandsätze und Steine aufeinander. "Keine Diktatur" riefen die Gegner Mursis. "Mursi verteidigen heißt, den Islam verteidigen", riefen seine Anhänger.

Auch in anderen Landesteilen kam es zu Übergriffen. In den Städten Ismailia und Suez zündeten Oppositionsanhänger die örtlichen Büros der Muslimbrüderschaft an, aus deren Reihen Mursi ursprünglich stammt. In der südlichen Stadt Luxor gingen Tausende von Anhängern der Islamisten auf die Straße und forderten die Einführung der Scharia.

Die Krawalle hatten am Mittwoch begonnen, als Mursi-Anhänger zu den seit Dienstag vor dem Präsidentenpalast protestierenden Gegnern einer weiteren Islamisierung des Landes zogen und anfingen, deren Zelte niederzureißen. Reporter berichteten, einige der etwa 10.000 demonstrierenden Islamisten seien auch auf Journalisten losgegangen. Nach einer leichten Beruhigung der Lage am Abend seien die Auseinandersetzungen in der Nacht erneut aufgeflammt, meldete der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera.

Aufruf zur Zurückhaltung

Ministerpräsident Hisham Kandil rief die Anhänger beider Lager zu Zurückhaltung auf, damit die jüngsten Bemühungen für einen nationalen Dialog eine Chance bekommen könnten. So hatte Vize-Präsident Mahmoud Mekki der Opposition einen Kompromiss im Verfassungsstreit vorgeschlagen. Demnach soll vor dem geplanten Referendum eine Übereinkunft über Änderungen erzielt und diese Punkte schriftlich festgehalten werden.

Alle Beteiligten sollten dieses Dokument bis zur Parlamentswahl im kommenden Jahr respektieren. Die Abgeordneten könnten danach formell über die Änderungsvorschläge abstimmen. Das Referendum über die Verfassung solle aber wie geplant am 15. Dezember stattfinden: "Der Termin für das Referendum am 15. Dezember steht fest und wird nicht verschoben", sagte Mekki.

Mehrere radikale Islamisten drohten den Oppositionellen mit einem "Heiligen Krieg", falls diese ihre Sabotagepolitik gegen Präsident Mursi fortsetzen sollten. Der Generalsekretär der Partei für Unversehrtheit und Entwicklung, Mohammed Abu Samra, sagte in einem Interview des Nachrichtensenders Al-Arabiya: "Wenn sie sich gegen die Legitimität stellen, dann werden wir äußerste Gewalt anwenden". Er fügte hinzu: "Wir sind keine Muslimbrüder und auch keine Salafisten, wir sind Jihadisten." (Text: APA, Red.)