Newtown löst Debatte um Waffenrecht aus

Beim seinem vierten Besuch am Tatort eines Amoklaufs in den USA seit seinem Amtsantritt hat US-Präsident Barack Obama ein Ende "dieser Tragödien" gefordert. Am Sonntag fragte er bei der Trauerfeier für die Opfer Massakers in Newtown: "Tun wir genug, um unsere Kinder zu schützen? Wenn wir ehrlich sind mit uns selbst, ist die Antwort: nein", sagte er. Eine neue Debatte um das Waffenrecht in den USA ist entbrannt.

Mittagsjournal, 17.12.2012

ORF-USA-Korrespondent Hanno Settele im Gespräch mit

Motiv unklar

In den USA leiden seit Freitag 26 Familien den Schmerz aller Schmerzen nach dem Massaker in einer Volksschule in Newtown, Connecticut. Ein 20-jähriger Sohn einer Waffennärrin ist nach dem Mord an seiner Mutter in die Schule eingedrungen und hat 20 Kinder hingemetzelt und auch sechs Betreuungspersonen, danach verübte er Selbstmord. Seine Waffen hatte der Täter aus dem mütterlichen Waffenschrank.

Über das Motiv für die Morde wird noch gerätselt und geforscht, ein Abschiedsbrief ist nicht bekannt - aber eines kann man jetzt schon sagen: Gäbe es in den USA nicht so viele frei erhältliche Waffen, wären Tragödien wie die von Newtown wohl viel seltener weil schwieriger auszuführen.

Obama chancenlos

Die Chancen auf eine Änderung der liberalen Waffengesetze in den USA sind trotz des neuen Massakers denkbar gering. Wie ORF-Washington-Korrespondent Hanno Settele erläutert, ist das Recht Waffen zu tragen, in den USA in der Verfassung verankert. Will man das ändern, braucht es zuerst eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Kongress und dann müssen noch drei Viertel aller Bundesstaaten zustimmen – das sei völlig aussichtslos.

Gestern bei der Trauerkundgebung in Newtown hat Präsident Obama angekündigt, Schritte gegen Waffengewalt zu setzen, was immer er damit gemeint hat, und zwar mit aller Macht seines Amtes. Der Präsident kann das Waffenrecht im Gesetz nicht umgehen. Er kann höchstens in die Administration dieses Waffenrechtes eingreifen, indem etwa festgelegt wird, was eine Waffe genau ist. Präsident Obama hat aber in den letzten vier Jahren gar nicht versucht, Strukturveränderungen vorzunehmen. Ein wichtiger Posten in dieser Causa blieb unbesetzt.

Ganz an der Spitze der US-Waffenlobby werkt die National Rifle Association. Wenn es nach ihr ginge, stünde auf den Dollarnoten wahrscheinlich: "In Guns We Trust". Diese Leute sehen in der individuellen Bewaffnung ihre Wehrhaftigkeit, ihre individuelle Freiheit, sagt Hanno Settele - nach einem Jahrzehnt in Washington wieder zurück in Österreich.