Mensdorff-Pouilly: "Über Bestechung gesprochen"

Im Landesgericht Wien ist heute auch der Geldwäscheprozess gegen den Berater und Landwirt Alfons Mensdorff-Pouilly fortgesetzt worden. Im Mittelpunkt der Fragen von Richter Stefan Apostol standen Details der Geldflüsse und Briefkastenfirmen zwischen dem Rüstungskonzern British Aerospace Systems und dem Angeklagten.

Mittagsjournal, 18.12.2012

Sechsstelliger Betrag von BAE

Mit Einblicken in die Struktur seiner Beraterfirma MPA ist am Dienstag die Einvernahme von Alfons Mensdorff-Pouilly in seinem Geldwäsche-Prozess fortgesetzt worden. Die MPA weist Sitze in Wien, Prag und Budapest auf. Er sei für den britischen Rüstungskonzern BAE Systems "sicher ein verdeckter Berater" gewesen, "weil ich ihre Mitarbeiter in diesen Ländern durch ihre Aufträge überprüft habe", sagte Mendsorff. Er habe von BAE Systems im Lauf der Jahre insgesamt einen "höheren sechsstelligen Betrag" lukriert, bestätigte der Angeklagte Berechnungen von Staatsanwalt Michael Radaszticz. Er habe "die gesamte BAE" beraten, sein Hauptansprechpartner sei Julian Scopes gewesen, mit dem er zumindest zwei Mal wöchentlich telefoniert und ihn alle ein, zwei Wochen getroffen habe. Während die MPA in Wien zu 100 Prozent im Eigentum von Mensdorff-Pouilly steht, gehören die Niederlassungen in Budapest und Prag zu 90 Prozent der MPA Wien und die restlichen zehn Prozent Mensdorff bzw. in Prag einem tschechischen Bekannten. Formal hatte Mensdorff nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen Damen als Geschäftsführerinnen eingesetzt, deren Qualifikation er folgendermaßen beschrieb: "Sie hat die Qualifikation gehabt, dass ich ihr hundertprozentig vertraut habe" bzw. "Sie war anständig, loyal, g'scheit und war Juristin".

"Ich wäre zu blöd gewesen"

Zusätzlich zu seinen Berater-Honoraren erhielt Alfons Mensdorff-Pouilly von BAE System über die auf den britischen Jungferninseln etablierte Foxbury International SA nicht unbeträchtliche Gelder. Die Beträge kamen von der 1998 ebenfalls auf den Jungferninseln gegründeten Red Diamond Trading Limited, über die der Rüstungskonzern laut Staatsanwaltschaft Wien Schmiergeldzahlungen abgewickelt haben soll. 30.000 bis 40.000 englische Pfund gingen jährlich bei der Foxbury ein, 90 Prozent davon flossen der MPA zu, damit Mensdorff seinen Bürobetrieb aufrechterhalten konnte. Dieser stellte gar nicht in Abrede, Gelder bekommen zu haben: "Das ist sehr angenehm." Timothy Landon, sein Mentor bei BAE Systems und laut Mensdorff dort eine Art "Übergott", habe das alles in die Wege geleitet.

Er habe mit der Foxbury "gar nichts zu tun gehabt, ich sehe jetzt, dass die Landon gehört hat", versicherte Mensdorff. "Meinen Informationen nach hat sie zur Hälfte Ihnen gehört", wandte Richter Stefan Apostol ein. "Davon habe ich bis vor kurzem nichts gewusst", beteuerte Mensdorff, "mag sein, dass die Konstruktion so geplant war, dass sie mir gehören soll. Mag sein, dass ich da irgendwo drinnen stehe, aber ich habe nichts damit zu tun gehabt. Ich wäre zu blöd gewesen, um das alles zu durchschauen. Tim hat 20 solcher Firmen gehabt."

Von der Existenz der Red Diamond Trading Limited habe er bis 2007 keine Ahnung gehabt: "Jetzt sagt sie mir ziemlich viel." Mensdorff-Pouilly stellte auch entschieden in Abrede, Eigentümer der Brodmann Business S.A - wiederum eine Briefkasten-Firma auf den Jungferninseln - zu sein, auf der laut Strafantrag 15,1 Mio. Euro an BAE-Geldern gelandet sein sollen, mit denen Mensdorff Beschaffungsvorgänge in Ost- und Mitteleuropa zugunsten des britischen Rüstungskonzerns beeinflusst haben soll.

"Die Brodmann gehört mir nicht", stellte Mensdorff fest. Er habe an dieser Gesellschaft explizit nicht beteiligt sein wollen: "Nachdem ich diese Struktur gar nicht kapiert habe, habe ich mich da immer herausgehalten." Seine Devise sei gewesen "ich will meine monatlichen Zahlungen haben, was ihr sonst macht, ist mir absolut egal".

"Natürlich" über Bestechung gesprochen

"Ich stehe nicht an zu sagen, dass über Bestechung gesprochen wurde“, sagte Alfons Mensdorff-Pouilly bei seiner Einvernahme vor Gericht. „Bestechungen in diesem Bereich sind leicht zu verkaufen, weil es das immer gegeben hat. Ich habe aber immer gesagt, das brauchen wir nicht.“ Seine Kontaktleute bei BAE Systems hätten ihm aber nicht geglaubt, dass er „als burgenländischer Bauer“ keine Bestechungsgelder gebraucht habe, so Mensdorff. Dass Mark Cliff - ein Steuer- und Finanzberater, der für Timothy Landon als Vermögensberater tätig war – über „Drittgelder“ im Zuge der Rüstungsgeschäfte in Ungarn, Tschechien und Österreich gesprochen hat, will Mensdorff erst im Nachhinein erfahren haben. Das könne er nicht nachvollziehen. Das sei von Cliff später "erfunden" worden. Mensdorff sagte zudem, dass er von BAE eigentlich zu wenig bezahlt bekommen habe. „Ich war mehr wert als ich bezahlt bekommen habe." Auf diesen Umstand sei er beim Aktenstudium im Zuge des Prozesses gestoßen. (Text: APA, Red.)