Zweiter Tag im Mensdorff-Pouilly-Prozess

Am Wiener Landesgericht wird heute der Prozess gegen den burgenländischen Berater Alfons Mensdorff-Pouilly fortgesetzt. Der 59-Jährige muss sich gemeinsam mit einem mitangeklagten Treuhänder wegen des Vorwurfs der Geldwäsche verantworten. Es drohen bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft. Beide Angeklagten haben sich beim Prozess-Start in der Vorwoche für nicht schuldig erklärt.

Morgenjournal, 18.12.2012

Berater, nicht Lobbyist

Vom Froschschenkel und Schneckenhandel, Ländereien und Schloss-Besitz, bis hin zur Beratertätigkeit für den Rüstungskonzern British Aerospace. Bereits zu Prozessstart vergangene Woche hat Alfons Mensdorff-Pouilly recht launig auf die Fragen von Richter Stefan Apostol geantwortet. Dabei hatte sich der 59jährige als launiger Landwirt und Jägersmann präsentiert. Ab heute will Apostol die Einvernahme von Mensdorff-Pouilly und den zwei Angeklagten fortsetzen. Spannend werden nun vor allem die Fragen rund um die Beratertätigkeit Mensdorff-Pouilly für den britischen Rüstungskonzern British Aerospace Systems. Er sei kein Lobbyist, sondern Berater gewesen und habe stets vor Schmiergeldzahlungen gewarnt, erklärte Mensdorff-Pouilly vergangene Woche.

Geldflüsse an Briefkastenfirmen

Im Visier der Staatsanwaltschaft stehen vor allem 12,6 Millionen Euro, die von BAE-Systems über ein Geflecht von Briefkastenfirmen an die Firma Brodmann auf den British Virgin Islands geflossen sind. Aus Sicht des Staatsanwaltes ist diese Firma im diskreten Steuerparadies Mensdorff-Pouilly zuzurechnen. Mensdorff-Pouilly bestreitet das. Die Firma gehöre seinem verstorbenen entfernten Verwandten Timothy Landon, der ihn auch einst mit BAE in Kontakt gebracht hatte. Er, Mensdorff-Pouilly, habe sie nur treuhändig für Landon gehalten. Der Mitangeklagte Kurt D. hat wiederum in einer Zeugeneinvernahme angegeben, dass Mensdorff-Pouilly der Eigentümer von Brodmann sei und er, Kurt D., dessen Treuhänder.

Kronzeuge per Videoschaltung

Einer der Knackpunkte des Prozesses ist allerdings der Nachweis der kriminellen Vereinigung von BAE-Managern. Denn ohne kriminelle Vortat keine Geldwäsche, so die Argumentation von Mensdorff-Pouillys Verteidiger. Das Gericht hat deshalb im Jänner fünf britische BAE Managern als Zeugen geladen. Dem Vernehmen nach haben aber mittlerweile alle fünf abgesagt. Einzig Mark Cliff, der Kronzeuge der britischen Ermittler, konnte nun doch im Oman ausgeforscht werden. Er soll laut Richter zu einer Aussage via Videokonferenz zur Verfügung stehen.