Pflegende Kinder: Rasche Hilfe nötig
Eine Studie zeigt auf, dass 43.000 Kinder und Jugendliche unter 18 kranke Angehörige pflegen. Ein Problem, das bisher völlig unterschätzt wird, sagen Experten aus dem Pflegebereich und Kinder- und Jugendanwälte. Sie fordern: Diese Kinder brauchen Unterstützung, und zwar rasch.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.12.2012
Unterschätzte Problematik
43.000 Kinder helfen kranken Familienangehörigen regelmäßig beim Waschen und Anziehen, verabreichen Medikamente, kochen und putzen. Diese Problematik ist bis jetzt völlig unterschätzt worden, sagt Ursula Frohner vom Gesundheits- und Krankenpflegeverband: diese Gruppe habe keine Lobby.
Erstmals ist diese Zahl wissenschaftlich nachgewiesen. Das ist gut, sagt auch die Kinder- und Jugendanwältin in Linz Christine Winkler-Kirchberger, auch in ihrer Arbeit ist sie immer wieder mit dieser Problematik konfrontiert: im Zuge der Gespräche komme man drauf, dass etwa eine Acht-Jährige den gesamten Haushalt früher, weil die Mutter psychisch krank ist.
Psychologische Hilfen nötig
Allzu oft sind die Kinder mit der Situation überfordert. Sie leben häufig in schwierigen Familienverhältnissen, in Trennungs- oder Krisensituationen, müssen mit der Krankheit eines Elternteils fertig zu werden, und sind dabei selbst noch keine ausgereiften Persönlichkeiten und mitten in der Ausbildung. Von zu Hause bekommen sie oft kaum Unterstützung. Und sehr oft trauen sich die Kinder dann auch nicht, über ihre Situation zu reden, so Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger. Häufig sei es so, dass sie Scham- und Schuldgefühle haben und es ihnen schwer fällt darüber zu sprechen.
Kinder, die sich daheim um ihre Angehörigen kümmern, müssten ermutigt werden über ihre Situation zu reden. Sie müssten psychologisch unterstützt und bei der Pflege entlastet werden, fordert Winkler-Kirchberger. Es gebe sozialpädagogische Hilfen, die den Familien Unterstützung bieten. Und es gibt therapeutische Angebote für Eltern, um der Familie durch Krisensituationen zu helfen.
Auch Ursula Frohner vom Gesundheits- und Krankenpflegeverband sieht den Staat gefordert, die Kinder besser zu unterstützen: in einem der reichsten EU-Länder seien Staat und Länder gefordert, unbürokratische Hilfe zu leisten. Die also ähnlich organisiert ist, wie die mobilen Pflegedienste, die es schon gibt, so Frohner.