Schwieriger Handel mit Russland

In Moskau trifft sich heute die österreichisch-russische Wirtschaftskommission. Österreich hat sich in den letzten Jahren zu einem der bedeutendsten Investoren in Russland entwickelt, der Außenhandel zwischen den Ländern dürfte heuer ein neues Rekordhoch erreichen. Doch die russische Wirtschaft ist nicht so dynamisch, wie es scheint.

Mittagsjournal, 22.12.2012

Mehr Wachstum erforderlich

Die Zahlen klingen beeindruckend: Vier Prozent Wirtschaftswachstum werden heuer in Russland erwartet, trotz Krise. Für mitteleuropäische Ohren ein sehr hoher Wert. Doch für die Wirtschaft eines aufstrebenden Schwellenlandes zu wenig meint Frank Schauff, Geschäftsführer der Association of European Business, der wichtigsten Vereinigung ausländischer Firmen in Russland. "Drei bis vier Prozent sind für Russland um gegenüber Resteuropa aufzuholen nicht ausreichend. Zudem ist natürlich das Problem, dass viel Wachstum in konsumtive Ausgaben gesteckt wird. Solange hier das Budget weiter steigt, damit insbesondere Renten finanziert werden, steigende Gehälter von Beamten, Militärausgaben, wird ein Großteil des Wachstums nicht genutzt werden, um das Land zu entwickeln", sagt Schauff.

Russlands "Modernisierungspartnerschaften"

Denn Russland hat ein Problem: Wirtschaft und Staatshaushalt sind fast ausschließlich vom Export von Öl, Gas und anderen Rohstoffen abhängig. Die Industrieproduktion ist international kaum konkurrenzfähig. Deshalb hat Russland mit vielen europäischen Ländern "Modernisierungspartnerschaften" abgeschlossen, auch mit Österreich. Schauff erklärt: "Die russische Führung hat erkannt, dass Russland modernisiert werden muss. Die haben erkannt, dass dazu nicht einfach ausreicht, Technologie und Technik aus dem Westen einzuführen. Wenn man sich die Zahlen ansieht, wie viele russische Patente jährlich angemeldet werden im Vergleich, was Österreich oder anderen innovativen Ökonomien in Europa der Fall ist, dann ist das dramatisch schlechter."

Noch keine Erleichterungen durch WTO-Beitritt

Doch dabei spießt es sich. Dazu kommen die üblichen Hindernisse. Korruption ist in Russland weiter ein großes Thema, auch wenn ausländische Firmen davon weniger stark sind wie russische Unternehmer. Auch Bürokratie, Zölle und andere Handelshindernisse bleiben weiter ein Problem. Die Hoffnung dass der Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation WTO diesen Sommer Erleichterungen bringen werde, habe sich bis jetzt nicht erfüllt. "Es ist offensichtlich ein Prozess, der ein bisschen länger dauert, bis Russland sich an die Realitäten in der WTO gewöhnt. Wir sehen natürlich mit einiger Besorgnis, dass bestimmte Regeln der WTO, beispielsweise bei der Einführung einer Recyclinggebühr für importierte Wagen nicht beachtet werden. Und das bezieht sich logischerweise in Zukunft auch auf andere Industrien", sagt Frank Schauff von der Association of European Business. Die EU-Kommission überlegt wegen der Recyclinggebühr auf importierte Autos sogar eine Klage von der WTO.

Und ein weiterer Faktor dürfe nicht außer Auge gelassen werden, meint Schauff: Russland wickelt 60 Prozent seines Außenhandels mit der EU ab, bei den ausländischen Direktinvestitionen sind es sogar drei Viertel. Bei einer allgemeinen Wirtschaftskrise in Europa sei Russland daher kein rettender Anker für europäische Firmen.

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