Spaniens Juan Carlos: Imageoffensive zum 75er

Heute feiert der spanische König seinen 75. Geburtstag. Der seit 1975 amtierende Juan Carlos hat das schlimmste Jahr seiner Regentschaft hinter sich: Mehrere Operationen haben den Jubilar gezeichnet. Ein Schwiegersohn, der öffentliche Gelder ohne Gegenleistung kassierte und ein privater Jagdausflug am Höhepunkt der Wirtschaftskrise sorgten für Imageverluste. Mit einem Fernsehauftritt versuchte der Monarch, in die Offensive zu gehen.

Morgenjournal, 5.1.2013

Viel Ungemach 2012

Für das spanische Königshaus war 2012 ein schreckliches Jahr. Statt den von der Krise erschütterten Spaniern Mut zuzusprechen, kämpft der einst angesehene Monarch gegen den eigenen Abstieg. Durch einen Jagdausflug in zweifelhafter Begleitung, der nach einem Unfall ruchbar wurde, kam das Staatsoberhaupt in Erklärungsnotstand – vor der Ehefrau und vor der Nation. Der Waidmann, der durch die Elefantenpirsch in Botswana nicht nur ins Kreuzfeuer der Tierschützer gekommen war, musste sich vor laufenden Fernsehkameras entschuldigen. Ein zerknirschter König rührte die Zuseher mit dieser Entschuldigung. „Es tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen.“

Das nächste Ungemach bereitet dem König sein Schwiegersohn. Der in einen Korruptionsskandal verwickelte Inaki Urdangarin wartet dank Scheinaufträgen, Schwarzgeldflüssen und erschwindelten Millionenbeträgen auf ein Gerichtsverfahren. Selbst erklärte Monarchisten, wie die Hausfrau Maria Tello, sind empört: „Diese Person muss bestraft und aus dem Königshaus entfernt werden. So denkt und fühlt die Mehrheit der Spanier, die Anhänger von Juan Carlos waren.“

Erfolgreich gegen Putschisten

Der 1938 im Exil in Rom geborene Bourbone wurde zur Staatsführung erzogen. Fern des Elternhauses sorgten Lehrer für seine Ausbildung. Die Heirat mit einer griechischen Königstochter wurde eingefädelt – Staatsraison, nicht Herzensangelegenheit.

Politisch schlug die Stunde des von Diktator Franco erkorenen und Schwächling verschrieenen Nachfolgers, als rechte Militärs die Uhren zurückdrehen und Spanien wieder zur Diktatur machen wollten. Den Putschisten, die 1981 das Parlament einen Tag und eine Nacht besetzt hielten, stellte er sich per Fernsehansprache entgegen. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte befahl den Aufständischen den Rückzug in die Kasernen: „Die Krone als Symbol des Vaterlandes kann das Verhalten von Personen nicht dulden, die der demokratischen Rechtsordnung zuwider handeln!“

Rückzug nicht geplant

Gestern Abend versuchte der Jubilar das Kunststück zu wiederholen. Mit einem Fernsehauftritt hofft der 75-Jährige, von mehreren Operationen gezeichnete Monarch, die Missgeschicke der letzten Monate vergessen zu machen und die Zuneigung der Bürger zurück zu gewinnen: „Ich bin befriedigt mit dem Ergebnis meiner Arbeit. Die nächste Generation wird unserem Weg folgen müssen. Wenn ich mit etwas unzufrieden bin, dann mit den aktuellen Problemen, die mich beschäftigen und mir Sorge bereiten.“

An Ruhestand und Abtreten denkt Juan Carlos nicht. Trotz der Anerkennung für die Qualitäten seines Sohnes. Der bald 45-jährige Thronfolger Felipe muss warten.