Elefantenjagd in Krisenzeiten

Empörung über Jagdausflug König Juan Carlos

Spaniens König Juan Carlos wird nach seinem Jagdunfall heftig kritisiert. Nach einem unglücklichen Sturz mit Hüftbruch haben seine Untertanen erfahren, dass ihr König in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Jagdausflüge nach Afrika unternimmt. Die Elefantensafari, die geheim bleiben sollte, ist jetzt in aller Munde.

Mittagsjournal, 16.4.2012

Aus Madrid,

Empörung und Häme

Am Morgen, an dem die Börsen nach einer schwarzen Woche wieder öffnen und der auf fast 6 Prozent gekletterte Risikoaufschlag für 10 Jahres-Papiere einer neuerlichen Probe unterworfen wird, gibt es für Spaniens Medien – gleichgültig welcher Ausrichtung – nur ein Thema: den Jagdunfall des Staatsoberhaupts. Besser: das was über den unglücklichen Sturz in einem Hotel in Botswana, in dem sich der 74-Jährige Monarch auf die Pirsch vorbereitete, bisher trotz Nachrichtensperre durchgesickert ist.

Während zwei Mitglieder des Königshauses zur Stunde in Madrid in zwei Spitälern liegen, der König mit neuem Hüftgelenk und sein ältester Enkel mit einem von Schrotkugeln durchschossenen Fuß, machen sich die Medien an die „Demontage“ der Monarchie.

Königshaus in schiefem Licht

Noch nie in der an Affären und Skandälchen reichen Geschichte der 1975 unmittelbar nach Francos Tod wieder eingerichteten Monarchie stand es so schlecht um das Haus Borbón. Der Jagdausflug des Staatsoberhaupts in Zeiten wirtschaftlicher Not sorgt im linken Lager – verständlich – für Empörung. Der Chef der Vereinten Linken im Parlament spricht von unverantwortlichem Verhalten des Staatsoberhaupts. Cayo Lara: „Unser Staatsoberhaupt kann nicht behaupten, dass ihm die große Zahl an jungen Arbeitslosen den Schlaf raubt, um anschließend in einem afrikanischen Land Elefanten abzuschießen.“

Pikante Elefantensafari

Während sich Spanien im Würgegriff der Finanzmärkte befand, hatte sich Juan Carlos in der Vorwoche zum Trip nach Botswana entschlossen. Die Zeitung wissen auch, warum: eine deutsche Prinzessin namens Corinna Seyn-Wittgenstein, die Geschäfte zwischen Europa und dem Mittleren Osten vermittelt, hatte zu einer prominent besetzten Elefantensafari geladen.

Dass Juan Carlos und die um 25-Jahre jüngere Seyn-Wittgenstein mehr als die Jagdleidenschaft verbindet, wird in Zeitungsartikeln unverhohlen angesprochen.

Regierung nicht informiert

Irritation auch in der Regierung. Auf die Frage, ob Ministerpräsident Rajoy von der Auslandsreise des Staatsoberhaupts informiert war, gab ein Regierungssprecher nur zögernd Antwort:
„Aufgrund der uns vorliegenden Informationen hat die Regierung von der Reise erfahren, nachdem sich der Unfall ereignet hat.“

Monarchie als sinkendes Schiff

Nicht der Ausrutscher des Königs, sondern eine Reihe von Affären und ausgewachsenen Skandalen lässt die bisher freundliche Stimmung gegenüber Monarchie und König ins Gegenteil umschlagen. Am schwersten wiegt eine Korruptionsaffäre, in die ein Schwiegersohn von Juan Carlos verwickelt ist, der Millionen Euro öffentlicher Gelder ohne Gegenleistung kassiert haben soll.

Der Chef der Madrider Sozialisten, Tomas Gomez, fasst die Stimmung zusammen: „Der Staatschef muss sich entscheiden, ob er seinen Verpflichtungen nachkommt und dem Volk dient oder abdankt, um sich einem anderen Lebensstil zu widmen.“ Die Monarchie als sinkendes Schiff, so dramatisch malt heute ein Karikaturist die Lage des spanischen Königshauses.