Krenek-Preis an Bernhard Gander

Schon seit 1948 gibt es die Preise der Stadt Wien, für hervorragende Leistungen in Kunst und Wissenschaft. Heute Vormittag wurden sie im Rathaus vergeben. Unter anderem an die Ö1 Journalistin Renata Schmidtkunz, und den Zeithistoriker Oliver Rathkolb. Und der Komponist Bernhard Gander hat den Ernst-Krenek-Preis erhalten.

Alle zwei Jahre wird dieser Preis von der Stadt Wien vergeben - für eine Komposition oder ein musiktheoretisches Werk. Gander wurde für sein Stück "Melting Pot" geehrt, das im Rahmen der Wiener Festwochen 2011 an einem ungewöhnlichen Ort uraufgeführt wurde, nämlich im Wiener Donauzentrum.

Kulturjournal, 09.01.2013

Das Performance-Stück "Melting Pot" macht seinem Namen alle Ehre: eine ungewöhnliche Mischung aus Orchestermusik, Rap und Slam Poetry hat Bernhard Gander darin zusammengeschmolzen, dazu gab es Videoeinspielungen und Breakdance. Es war ein Auftragswerk der Wiener-Festwochen-Schiene "Into the City" und dem ORF-Radiosymphonieorchester Wien; aufgeführt wurde es im Mai 2011 zwischen den Geschäften und Rolltreppen des Wiener Donauzentrums, eines der größten Shopping-Center der Stadt.

Nicht zuletzt, weil sich "Melting Pot" mit Integration und damit einem Wien-spezifischen Thema befasst, hat Bernhard Gander das Projekt für den Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien eingereicht. Die 8.000 Euro Preisgeld könne er momentan gut gebrauchen, gesteht der Komponist. Dabei hat er sich in der Musikszene längst etabliert: Seine Werke werden bei internationalen Festivals aufgeführt; mehrmals war er bereits bei Wien Modern zu Gast, 2009 etwa mit einem Porträtkonzert im Szenelokal Fluc-Wanne. In seiner Musik will der aus Lienz stammende Komponist stets die Grenzen zur Popkultur durchbrechen.

In neun Kategorien wurden heute Vormittag auch die Preise der Stadt Wien vergeben - im Bereich der Literatur etwa wurde der Schriftsteller und Maler Anselm Glück ausgezeichnet; die Wissenschaftler Heinz Oberhummer und Werner Gruber sowie der Kabarettist Martin Puntigam - besser bekannt auch als Science Busters - bekamen den Preis in der Kategorie "Volksbildung".

Für ihre Leistungen in der Publizistik wurde die Ö1 Journalistin Renata Schmidtkunz geehrt. Sie hielt die Dankesrede für alle Preisträger und sieht sich durch den Preis ermutigt, gegen die zunehmende Ökonomisierung der Medienlandschaft vorzugehen, wie sie sagt. Denn der kommerzielle Druck steige, so Schmidtkunz, folglich sinke das Niveau der Inhalte.

Einer konnte den Preis der Stadt Wien von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny nicht mehr persönlich entgegennehmen: Der Architekt Johnny Winter ist erst Ende Dezember verstorben.