Haiti: Drei Jahre nach dem Beben

Bilder vom einstürzenden Präsidentenpalast und den Trümmern in Haitis Hauptstdt Port-au-Prince ... Drei Jahre ist es jetzt her, dass ein schweres Erdbeben Haiti verwüstet hat. 250.000 Menschen sind gestorben. Das Unglück hat zur größten Hilfsaktion der Geschichte geführt. Doch trotz des vielen Geldes hat sich nicht viel geändert.

Mittagsjournal, 11.1.2013

Santner: "Im kleinen Rahmen Hoffnung"

Der Schutt ist zwar weggeräumt, die Hoffnung findet aber nur im Kleinen statt, sagt Max Santner vom Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK), der auch immer wieder nach Haiti gereist ist: "Man hat nicht den Eindruck, dass hier wirklich koordiniert ein Wiederaufbau stattfindet, sondern es ist ein Weiterwurschteln in der Armut, in der sich das Land vorher auch schon befunden hat."

Was das ÖRK im kleinen Rahmen machen könne, sei, Wirtschaftskreisläufe wieder zu beleben, indem es Schulungen für Kleinunternehmer oder in der Landwirtschaft zur Verfügung stellt. "Im kleinen Rahmen kann man Hoffnung schaffen und hier gibt es auch ein bisschen Aufbruchsstimmung, aber das große Bild ist nach wie vor katastrophal."

Bedrohung Cholera

Immer noch leben mehr als 350.000 Menschen in Lagern, sie sind Flüchtlinge im eigenen Land. Mehr als eine Million Haitianer haben ihrer Heimat den Rücken gekehrt. Menschen, die gut ausgebildet sind und es sich leisten können, gehen ins Ausland. Sie fehlen beim Wiederaufbau genauso wie die staatlichen Strukturen, die nicht vorhanden sind. So gibt es weiterhin keine Straßen, kaum Arbeit, und für Aufgaben der Kommunen springen immer noch Hilfsorganisationen ein. Ein Beispiel sei die Abwasserversorgung, so Santner: "Wir haben etwa über 2.000 Latrinen für die Menschen gebaut."

Ein großes Problem ist nach wie vor die Cholera. Cholera war in Haiti unbekannt, die Menschen wussten nicht, dass sie sich anstecken. Santner: "Das heißt, sie haben einfach verschmutztes Wasser weiterverwendet. Und da sind wir auch beim Grundproblem: Es gibt nur wenig sauberes Grundwasser, das man trinken kann und auf der anderen Seite fehlen Sanitäreinrichtungen, Kanalisation, Latrinen." Das habe dazu geführt, dass es mittlerweile etwa 600.000 Betroffene gibt und mehr als 7.000 Tote. Das Rote Kreuz hat deshalb wieder Mitarbeiter nach Haiti geschickt, die über Cholera informieren sollen.

Teure Lebensmittel und Naturkatastrophen

Kritisch ist auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln. "Aufgrund von Importen, zum Beispiel von amerikanischem Reis, ist die Reisproduktion in Haiti zum Erliegen gekommen. Das hat dazu geführt, dass das Land extrem von Nahrungsmitteln aus dem Ausland abhängig ist, speziell aus dem amerikanischen Raum", schildert Santner ein gravierendes Problem. Es gibt zwar alles zu kaufen, nur können sich die Haitianer die teuren Lebensmittel meist nicht leisten.

Haiti wird außerdem immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Die Zeiträume, um sich davon zu erholen, sind kurz: "Die Widerstandskraft der Bevölkerung ist aufgrund historischer Rahmenbedingungen extrem niedrig. Wenn es zu Überschwemmungen oder Hurrikans kommt, ist der Level, ab dem sich die Menschen selbst nicht mehr helfen können, sehr schnell erreicht. Das ist chronisch vorhanden", so Santner.

Den Hilfsorganisationen bleibt nichts Anderes übrig, als von Tag zu Tag weiterzuhelfen.