Mali: Kein rascher Sieg zu erwarten

Es ist heute der fünfte Tag, an dem die französischen Streitkräfte im Norden Malis gegen radikal-islamistische Gruppen vorgehen. Erstmals hat sich auch Frankreichs Staatspräsident Hollande konkreter dazu geäußert. Experten glauben nicht an ein rasches Ende des Konflikts.

Mittagsjournal, 15.1.2013

"Afrikaner müssen Terroristen vertreiben"

Nun, da immer deutlicher wird, dass Frankreich die letzten Tage in Mali de facto alleine agiert hat und jetzt auch französische Panzerfahrzeuge von der Elfenbeinküste aus nach Mali vorgerückt sind, konnte der Staatspräsident nicht länger schweigen. Bei einem Besuch in den Vereinigten Emiraten war Francois Hollande auf der französischen Militärbasis in Abu Dhabi allerdings bemüht, die künftige Rolle der Afrikaner in den Vordergrund zu rücken: "Die afrikanischen Truppen werden Aufstellung nehmen, das aber wird noch eine gute Woche dauern. Wir selbst werden sowohl am Boden als auch in der Luft präsent sein. Zur Zeit haben wir 750 Soldaten und es werden mehr werden , bis zu 2.500, damit wir in der Folge, so schnell wie möglich, den Afrikanern den Platz überlassen können. Es muss den Afrikanern selbst gelingen, nicht nur dass die Terroristen vertrieben werden, sondern auch dass Mali seine Einheit und seine territoriale Integrität wiederfindet. Wenn es in diesen ersten Tagen Frankreich nicht gegeben hätte, wäre es nicht möglich gewesen, diese afrikanische Streitkraft aufzustellen und ich weiß nicht, was aus Mali geworden wäre."

Drei Gruppierungen

Frankreich hat es im Norden Malis mit rund 6.000 bewaffneten Radikalislamisten zu tun, darunter viele ehemalige Söldner Gaddafis. Mathieu Guidere, Universitätsprofessor und Spezialist der islamistischen Bewegungen: "Es gibt in dieser Regionen drei dschihadistische Gruppen: Al Kaida im islamischen Maghreb, die zweite heißt Mujao – Bewegung für Einheit und Jihad im westlichen Afrika - und Ansar Ed Dine – das sind islamistische Tuareg. Die beiden ersten Gruppen sind seit langer Zeit klar als Terroristen identifiziert, die dritte hat sich erst jüngst mit den beiden anderen verbündet."

Modernes Waffenarsenal

Laut Mathieu Guidere verfügen diese Gruppen heute über beträchtliche Mittel: "Sie sind hauptsächlich mit Waffen ausgestattet, die sie sich aus den Arsenalen Libyens beschafft haben. Das heißt konventionelle Waffen, Raketen und eine Reihe von schweren Waffen. Und sie haben Mittel aus der Finanzierung des Terrorismus, das heißt Drogenhandel und Geiselnahmen, und mit diesem Geld haben sie auch Waffen kaufen und Waffenhandel betreiben können und sich eine ziemlich bedeutende Reserve moderner Waffen zugelegt."

Kein rascher Sieg

Der Blick des Experten in die Zukunft ist reichlich skeptisch. Er glaubt nicht an einen schnellen Sieg der französischen und später afrikanischen Truppen: "Gegenüber solchen Guerillakämpfern – und man hat das ja in Afghanistan, in Somalia und im Irak gesehen – ist es extrem schwierig, eines Tages sagen zu können: Wir haben gesiegt. Denn sobald diese Gruppen bedroht werden, verschwinden sie unter der Bevölkerung in den Städten und in dem Fall ist es dann extrem schwierig, eines Tages einen klaren Sieg davon zu tragen."