Israel: Die Chancen der Parteien
Israel wählt morgen ein neues Parlament. Mehr als 30 Parteien kämpfen dabei um die 120 Knesset-Sitze. Laut Umfragen wird dem rechten Spektrum erneut ein Sieg vorausgesagt. Für Aufmerksamkeit sorgte vor allem der junge Naftali Bennet, der seine politischen Wurzeln in der Siedlerbewegung hat. Einige seiner Mitstreiter gelten als Extremisten. Dennoch könnte Bennett zu einer bestimmenden Kraft in Israel werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.1.2013
Rasanter Aufstieg
Naftali Bennett bei einer Wahlkampfveranstaltung in einer Bar in Tel Aviv. Der charismatische israelische Politiker kann darauf hoffen, bei der morgigen Parlamentswahl mit seiner Rechtsaußen-Partei "Jüdische Heimat" auf Platz 2 oder 3 zu landen. Seinen rasanten Aufstieg erklärt seine Parteikollegin Ayelet Shaked so: "Es ist die Tatsache, dass wir die Wahrheit sagen und uns nicht hinter netten Worten verstecken. Die Wahrheit für Naftali Bennet ist, dass es in den nächsten Jahren keinen Friedensprozess mit den Palästinensern geben wird und die Siedlungen im Westjordanland ausgebaut werden sollen", so Ayeled Shaked.
Naftali Bennet spricht nicht nur Siedler und religiöse Wähler an, er gilt auch als weltoffener erfolgreicher High-Tech-Unternehmer. Nadaf Perry, innenpolitischer Experte für den privaten Fernsehsender Kanal 10, begründet den anhaltenden Trend nach rechts in Israel so: "Die demographischen Veränderungen spielen der Rechten zu: Immer mehr Ultraorthodoxe, immer mehr Siedler und auch immer mehr russische Einwanderer, die mit dem rechten Lager verbunden sind. Damit wird es für die Linke immer schwieriger, die Regierungspartei zu werden", erklärt Nadaf Perry.
Linke zersplittert, Rechte einig
Und während sich die nationalistischen, religiösen und konservativen Wähler diesmal hinter Premierminister Benjamin Netanyahu oder Naftali Bennett sammeln, ist die politische Linke in Israel alles andere als geeint. "Der Mangel an Einheit ist erstaunlich", sagt Nadaf Perry über Israels Mitte Links Parteien. "Anders als bei der Rechten, wo wir immer mehr Einheit sehen, sieht man hier immer mehr Parteien, z.B. die Kadima Partei plus Tzipi Livinis Partei. Und die Arbeitspartei und die Partei von Yair Lapid, um nur die wichtigsten zu nennen. Wir haben hier also immer mehr Optionen", so Nadaf Perry.
Koalition Netanyahu - Bennet?
Bei einer Straßenumfrage auf dem Markt in Tel Aviv treffen wir dann auch erstaunlich viele unentschlossene Wähler: "Es ist zu kompliziert, zu viele Parteien, da weiß man ja nicht wen man wählen soll", sagt ein Mann. - "Ich und mein Mann haben uns noch nicht entschlossen, wen wir wählen werden…wir sind jung und wir wollen was neues in der Regierung." - "Ich liebe Bibi, er steht für Sicherheit", sagt eine Anhängerin von Benjamin Netanyahu. Stimmen die Umfragen, so wird Netanyahu morgen eine weitere Amtszeit als Premierminister bekommen. Eine Koalition mit dem politischen Aufsteiger Naftali Bennett ist wahrscheinlich.
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