Experten: Mehr Förderung gegen teures Wohnen
Wohnen wird in Österreich immer teurer. Allein in Wien sind die Mieten im Vorjahr um fast zehn Prozent gestiegen. Experten halten diese Entwicklung zum Teil für hausgemacht. Die Bundesländer müssten dringend wieder mehr geförderte Wohnungen bauen, lautet die Forderung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 22.1.2013
Viele Wohnungen nicht erschwinglich
In Wien wird viel gebaut, könnte man meinen, wenn man durch innerstädtische Bezirke geht, und sieht, wie ein Dachboden nach dem anderen zu einer Wohnung wird. Doch das sind oft Eigentumswohnungen, die sich Menschen mit niedrigen oder mittleren Einkommen nicht leisten können. Für diese Zielgruppe wären oft geförderte Mietwohnungen interessant, doch die Wartelisten sind lang. Die Stadt Wien baut zu wenig, lautet das Urteil von Andreas Oberhuber. Er ist Geschäftsführer der überparteilichen Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen. Die Wiener Stadtregierung verweist gerne auf Großprojekte wie die Seestadt Aspern oder das Areal rund um den Hauptbahnhof. Doch auch diese Projekte eingerechnet, werden etwa 5.000 Wohnungen im Jahr gebaut, notwendig wären aber 7.000, sagt Oberhuber. Es sollten mehr Fördermittel zur Verfügung gestellt werden, um in den nächsten Jahren mehr leistbare Wohnungen sicherzustellen, so Oberhuber.
Auch in anderen Städten
Dass zu wenig geförderte Wohnungen gebaut werden, ist aber kein Problem in Wien allein. Auch in den übrigen Bundesländern wird zu wenig gebaut. Und das habe mit dazu beigetragen, dass die Mieten vor allem in den Ballungsräumen wie Linz, Graz und Wien so stark anziehen. Dass zu wenig gebaut wird, hat für Andreas Oberhuber zwei Gründe: Zum einen geben die Länder mehr Geld aus, um bestehende Gebäude zu dämmen und zu sanieren. Was gut für den Klimaschutz ist, das Geld fehlt aber für neue Wohnungen.
Wohnbaugeld: Zweckbindung wieder einführen
Zum anderen geben die Länder insgesamt weniger Geld für den Bereich Wohnen aus. Und das liegt daran, dass die Wohnbauförderung seit dem Jahr 2009 nicht mehr zweckgebunden ist. Die Bundesländer dürfen das Geld also auch für andere Bereiche verwenden, was sie auch tun.
Insgesamt ist so der Neubau von geförderten Wohnungen besonders in den Jahren 2010 und 2011 eingebroch. Wohnbau-Experte Andreas Oberhuber fordert daher, dass diese Zweckbindung der Wohnbauförderung wieder eingeführt wird.
Eine Forderung, der übrigens auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer von der SPÖ, und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner von der ÖVP etwas abgewinnen können. Allerdings müssten hier eben noch die Bundesländer überzeugt werden.