Das Landesmuseum Burgenland in Eisenstadt

Besonderes Augenmerk unserer Architektur-Serie gilt der Funktionalität der Gebäude, also auch wie sich Anforderungen und Bedürfnisse der Nutzer geändert haben und wie sich das mit der bestehenden Architektur vereinbaren lässt. Oft müssen nachträglich Adaptionen vorgenommen werden. Das ist auch bei dem Bauwerk der Fall, das wir heute besuchen: das burgenländische Landesmuseum in Eisenstadt.

  • Das Landesmuseum Eisenstadt

    Das Landesmuseum Burgenland

    (c) Soucek, ORF

  • Michael Weese, Leiter des Landesmuseums

    Michael Weese, Leiter des Landesmuseums

    (c) Soucek, ORF

  • Lüftungsauslass

    Ein neues Lüftungssystem wurde installiert.

    (c) Soucek, ORF

  • Auf dem Dach

    (c) Soucek, ORF

  • Hirschgeweih

    (c) Soucek, ORF

  • ausgestopfte Wachtel

    (c) Soucek, ORF

  • Schmiedeeisen

    (c) Soucek, ORF

  • Ausstellungskästen

    (c) Soucek, ORF

  • Römische Graffiti

    Römische Graffiti

    (c) Soucek, ORF

  • Ausgrabungen

    (c) Soucek, ORF

  • Orgel

    (c) Soucek, ORF

|

Zeitgemäßes Bauen im historischen Bestand ist für Architekten eine Herausforderung. Wie die Verbindung von Alt und Neu funktionieren kann, das veranschaulicht das Landesmuseum in Eisenstadt mit seinem Zubau aus den 1960er Jahren. Das Museum ist in einem Häuserblock untergebracht, der ursprünglich aus fünf Bürgerhäusern aus dem 17. und 19. Jahrhundert bestand. Nach der 1967 begonnenen Planung der Architekten Hans Puchhammer und Gunther Wawrik wurden zwei baufällige Bürgerhäuser abgetragen, die anderen saniert und in den Entwurf für den Neu- bzw. Zubau integriert.

Eine zweigeschoßige Ausstellungshalle schließt an den alten Baubestand an. Der neue Verwaltungstrakt ist höher und hat große rote Glasfenster. Fertiggestellt wurde das Museum 1976 – und es wurde gut angenommen, erinnert sich Gunther Wawrik.

Harmonisierung zwischen Alt und Neu

Michael Weese, Leiter des Landesmuseums, führt durch das Haus. Im Zubau ist eine zentrale Ausstellungshalle, die Sichtverbindungen zwischen den Geschoßen ermöglicht. Von einer Galerie im oberen Stockwerk blickt man hinunter in den Saal, wo Wechselausstellungen stattfinden. Von dort kann man über einen Ausschnitt im Fußboden noch ein Stockwerk tiefer blicken – und zwar auf ein Mosaik aus der Römerzeit. Dieses entstammt einer Villa im burgenländischen Bruckneudorf – eine archäologische Sensation, der im Neubau ein ganzer Raum gewidmet ist.

Die Architekten Puchhammer und Wawrik setzten unauffällige Gestaltungsmaßnahmen, die zur Harmonisierung zwischen Alt und Neu beitragen – etwa der durchgehende Fußboden aus Leithakalk. Die sachliche, zeitgemäße Architektur war Ausdruck einer kulturpolitischen Haltung dieser Zeit – man wollte das Burgenland als modernes Land vorstellen und die Landespolitik stellte sich voll hinter die Architekten.

Als das Burgenland 1921 zu Österreich kam, verblieben alle kulturellen Institutionen in Sopron, es galt also, landeskundliche Sammlungen und Einrichtungen neu aufzubauen. Michael Weese, Leiter des Landesmuseums, erklärt den Zusammenhang zwischen der Landesgeschichte und der Architektur: Nach dem Krieg habe man mit Sammeltätigkeit begonnen und musste viele Exponate oder Präparate erst ans Haus bringen. Diesen Anforderungen wurde die Planung gerecht, indem man auch Labors eingebaut habe. Die Präparatorenwerkstätten sind aber nicht erhalten.

Die Räume der ursprünglichen Präparatorenwerkstätten wurden umgewidmet, und auch sonst gab es seit dem Umbau 1976 einige Adaptionen. So wurden etwa Lichtkuppeln über dem Ausstellungssaal abgedeckt und mit einem Lüftungssystem versehen – im Sommer wurde es hier zu warm, um konservatorische Bedingungen erfüllen zu können. Auch wurden im Ausstellungssaal entlang der Wände Zwischenwände eingezogen. Die Ausstellungsfläche ist dadurch zwar geschrumpft, doch ist nun mehr Platz für die Manipulationsräume, erklärt Michael Weese.

Derzeit Winterpause

Bautechnisch sind Häuser aus den 1960er Jahren und 70er Jahren von schlechterer Qualität als heutige Neubauten, und Nachbesserungen sind oft notwendig. Man könnte sich jedoch aufwändige Generalsanierungen ersparen, würde man gleich nach der Errichtung beginnen, am Gebäude zu arbeiten, es zu pflegen und rundum instand zu halten.

Das Landesmuseum Burgenland hat derzeit Winterpause, eröffnet aber Ende Februar wieder mit der Ausstellung "Feuer.Erde.Wasser.Luft".
Das Architekturzentrum Wien zeigt ab 21. März eine Ausstellung seiner Archiv-Bestände und es werden Hausbesuche mit Architekten wie Hans Puchhammer und Gunther Wawrik angeboten.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Landesmuseum Burgenland ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Landesmuseum Burgenland