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1921
Landesmuseum, Burgenland
Als das Burgenland 1921 als eigenes Bundesland zu Österreich kam, verblieben die kulturellen Organisationen der Region und damit auch deren Sammlungen in Sopron. Es galt also, eine neue Sammlung für das neue Burgenland aufzubauen und damit den Grundstock für ein eigenes Landesmuseum anzulegen.
29. Mai 2018, 05:00
Kulturelles Gedächtnis des jüngsten Bundeslandes
Anna Soucek
Gründung des Burgenlandes und Sammlungsbeginn: 1921
Architekten: Hans Puchhammer, Gunther Wawrik (Adaptierung)
Adresse: 7000 Eisenstadt, Museumgasse 1
"Sie müssen sich vorstellen: Als das Burgenland 1921 gegründet worden ist, hat es kaum museale Einrichtungen gehabt, nur im privaten Bereich", erklärt Gert Polster, Historiker und Direktor des Landesmuseum Burgenland, "die großen staatlichen Sammlungen sind alle bei Ungarn verblieben. Im Burgenland selbst hat es einige Großgrundbesitzer gegeben, die Sammlung angelegt haben – die bei weitem größte war jene von Sandor Wolf hier in Eisenstadt".
Den Grundstock dieses Museums des neuen österreichischen Bundeslandes bildete die Sammlung von Sandor Wolf, der einer alteingesessenen jüdischen Familie in Eisenstadt entstammte. Dieser habe seine Sammelleidenschaft auf dem Flohmarkt entdeckt, erzählt Historiker Gert Polster: "Da hat er einst eine römische Münze gekauft und war so begeistert, dass er weiter sammelte. Diese Münze ist – gemeinsam mit anderen Gegenständen aus seinem Privatbesitz – hier im Sandor-Wolf-Gedenkraum im Landesmuseum ausgestellt."
Judaica, archäologische und geologische Fundstücke, sowie landeskundliche Materialien hat der jüdische Unternehmer Sandor Wolf in seinem Privatmuseum in Eisenstadt – einen Steinwurf vom Schloß Esterhazy entfernt – der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Sammlung wurde 1938 von den Nationalsozialisten konfisziert und nach 1945 an die Familie zurückgegeben. Sandor Wolf starb Anfang 1946 in Haifa – kurz vor seiner geplanten Rückkehr nach Eisenstadt. Bei einer Versteigerung der Sammlung durch die Nachkommen erwarb das Landesmuseum einen Teil davon.
Das Museum ist seit 1939 in einem Häuserblock untergebracht, der ursprünglich aus mehreren Bürgerhäusern aus dem 17. und 19. Jahrhundert bestand – fast der ganze Block gehörte dem Weingroßhändler Sandor Wolf. Im ehemaligen Weinkeller ist heute die Archäologie-Dauerausstellung. Ende der 1960er Jahre wurde der Gebäudekomplex einer Generalüberholung unterzogen. Zwei baufällige Bürgerhäuser wurden abgetragen, die anderen saniert und in den Entwurf für einen neuen Zubau integriert. Die Architekten waren Hans Puchhammer und Gunther Wawrik: "Es war alles ein bissel baufällig, aber zwei der fünf Gebäude waren nicht zu retten", erinnert sich Hans Puchhammer, "Mir tut es heute noch leid um eine sehr schöne Stiege, die wir bergen wollten, aber es ging nicht. Das hat die Möglichkeit geschaffen, den typischen Burgenländischen Hof zu schaffen". Ein ehemaliger Hof wurde mit Glas überdacht und dient als Verbindung zwischen verschiedenen Bauteilen.
"Man sieht es auch heute noch in der Bausubstanz, wo das eine Haus aufhört und das andere anfängt", so Gert Polster, "die Häuser haben auch heute noch sehr schöne, klar strukturierte Innenhöfe. Man sieht die Arkaden und die Fenster, wie sie ursprünglich waren. Auch die Schmiedeeisenarbeiten sind original. Sie stammen auch aus der Sammlung von Sandor Wolf."
Die Architekten Puchhammer und Wawrik setzten unauffällige Gestaltungsmaßnahmen, die zur Harmonisierung zwischen Alt und Neu beitragen – etwa der durchgehende Fußboden aus Leithakalk. Der neue Verwaltungstrakt mit seinen roten Fenster hingegen hebt sich – in Höhe und Gestaltung – deutlich vom alten Baubestand ab. Die sachliche, zeitgemäße Architektur war Ausdruck einer kulturpolitischen Haltung dieser Zeit. Man wollte das Burgenland als modernes Land vorstellen und die Landespolitik stellte sich voll hinter die Architekten.
Fertiggestellt wurde das Museum 1976- und der Dialog zwischen alter und neuer Bausubstanz wurde gut angenommen, sagt Gunther Wawrik: "Bei uns in Österreich war es völliges Neuland, alten Baubestand mit neuem zu kombinieren, das wurde immer separiert. Dann, schon Ende der 1950er Jahre, änderte sich diese Denkweise. Man begann, das Gebäude als Teil der Stadt zu betrachten, und nicht nur als alleinstehendes Gebäude."
Gestaltung und Text: Anna Soucek
Service
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