EU-Gipfel: Kein Geld für die Zukunft

Kürzungen im EU-Budget könnten gerade den Zukunftsbereich Forschung und Technologie treffen. Führende Wissenschaftler und Firmenchefs warnen, dass die EU ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnte. Und auch die Präsidentin des europäischen Forschungsrates, Helga Nowotny, warnt im Ö1-Interview davor, gerade im Forschungsbereich den Rotstift anzusetzen.

Hand mit Aufschrift: Un Budget pour une Europe forte

(c) WARNAND, EPA

Mittagsjournal, 7.2.2013

Die Präsidentin des europäischen Forschungsrates, Helga Nowotny, im Gespräch mit Raimund Löw.

Sparkurs trifft Innovation

Ein genereller Sparkurs beim EU-Budget, wie von den Nettozahlern verlangt, gehe eindeutig zu Lasten des Forschungsbudgets, sagt Nowotny. Die gemeinsame Landwirtschaftspolitik sei einzementiert, und die Strukturfonds seien politisch so heikel, dass man hier auch nicht kürzen könne. "Jeder Regierungschef, der zustimmt, dass weniger eingezahlt wird, sollte auch wissen, dass er dadurch das treffen wird, wofür er sonst eintritt, nämlich Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation."

Kürzungen im Forschungsbereich würden vor allem die Nachwuchswissenschaftler in ganz Europa treffen, warnt Nowotny: "Europa würde im internationalen Vergleich sehr rasch an Attraktivität verlieren - während es sich in den letzten fünf Jahren den Ruf erworben habe, dass hier interessante, aufregende Dinge passieren".

Langfristige Perspektive nötig

Mit einem derartigen Sparkurs säge die EU "den Ast ab, auf dem sie sitzt", so Nowotny: "Wir hätten heute kein GPS, keine Handys, wenn nicht jemand vor 30 oder 40 Jahren die Grundlagenforschung, aus dem das ganze erwachsen ist, finanziert hätte." Und Grundlagenforschung könne nur mit öffentlichen Geldern finanziert werden, weil man sich mit Weiterentwicklungen rechnen könne, aber man könne nicht sagen, wann das der Fall sein werde. "Das heißt, man braucht Geduld und eine langfristige Perspektive. Und man muss auch von der Überzeugung und den Beweisen aus 400 Jahren Wissenschaftsgeschichte ausgehen. Das ist relativ jung in der Geschichte der Menschheit, und wir sehen, was durch Wissenschaft und Technik verändert wurde."

Dreitausend Forschungsprojekte werden derzeit innerhalb der EU betreut, die EU-Kommission sieht dafür für die nächsten sieben Jahr 80 Milliarden Euro vor.