Olympia-Baustelle Sotschi: Kosten explodieren

In einem Jahr werden die Olympischen Winterspiele in Sotschi am Schwarzen Meer eröffnet. Noch sind die Bauprojekte nicht fertig, die Straßen nicht angelegt, aber die Kritik von Umweltschützern und Menschenrechtsorganisationen prallt an des Präsidenten Lust an der Gigantomanie dieses Sportereignisses ab.

Mittagsjournal, 7.2.2013

Carola Schneider berichtet aus Moskau.

Die teuersten Spiele

Die Spiele in Sotschi sind die ersten Olympischen Winterspiele, die Russland austrägt, dementsprechend ehrgeizig sind die Pläne der Organisatoren, die Spiele zu den besten werden zu lassen, die es je gegeben hat. Präsident Wladimir Putin höchst selbst wird das Seine dazu tun, denn die Winterspiele 2014 sind sein persönliches Lieblingsprojekt, mit dem er Russland international als modernes, offenes Land präsentieren will. Einen Rekord hat Sotschi 2014 schon heute erreicht: Es werden die bisher teuersten Olympischen Spiele überhaupt.

Mit großem Pomp wurden in ganz Russland überdimensionale digitale Uhren mit dem Countdown bis zu den Olympischen Spielen enthüllt, live übertragen im russischen Fernsehen, während in den Nachrichten Präsident Putin gezeigt wird, der in der Olympiastadt die Vorbereitungsarbeiten inspiziert. Insgesamt laufe alles nach Plan, so Putin, natürlich gebe es ein paar Projekte, bei denen man genauer hinsehen müsse, aber es werde alles zeitgerecht fertig.

Korruption und Menschenrechtsverstöße

Viele Projekte sind jedoch noch im Verzug: So müssten die Arbeiten an der Skisprungschanze dringend beschleunigt werden, drängt das Internationale Olympische Komitee, auch fehlen noch tausende Hotelbetten. Dabei werden keine Mittel gescheut. Von Gesamtkosten von rund 40 Milliarden Euro ist die Rede, doch ganz genau weiß es wohl niemand. In der Stadt am Schwarzen Meer muss die komplette Infrastruktur aus dem Boden gestampft werden, neben Sportstätten und Hotels auch 370 Kilometer Straßen und Brücken, wobei die Kosten explodieren und viel Geld zu versickern scheint.

Selbst der russische Rechnungshof stellte Korruption rund um die Bauprojekte fest. Doch nicht nur diese sorgt für Kritik: Ökologen schlagen Alarm, dass mitten in Flussbetten und Naturparks gebaut wird und warnen vor unumkehrbaren Umweltschäden. Menschenrechtsorganisationen wiederum kritisieren grobe Rechtsverstöße. Dazu Jane Buchanan von Human Rights Watch: "Es gibt viele Fälle von Zwangsenteignungen, in denen Bewohner von Sotschi für ihre Häuser nicht oder zu wenig entschädigt wurden. Zudem werden tausende Gastarbeiter aus Zentralasien auf den Baustellen ausgebeutet, sie bekommen zu wenig bezahlt."

Putin will modernes, potentes Russland präsentieren

Überhaupt, so kritisiert Human Rights Watch, sei die Menschenrechtslage in Russland unter Präsident Putin so dramatisch, dass sie mit dem Geist von Olympischen Spielen nicht vereinbar sei. Kritik, die an der russischen Führung abprallt. Man wolle Russland doch nur das internationale Fest der Olympischen Spiele verderben, heißt es etwa aus dem Parlament.

Die Organisatoren der Spiele sprechen jedenfalls von einer historischen Chance, wie sie Russland noch nie bekommen habe. "Es ist die Möglichkeit, dem ganzen Land über Generationen hinweg ein historisches Erbe zu hinterlassen", meint etwa der Präsident des Organisationskomitees Dmitri Tschernischenko.

Fest steht, die Olympischen Spiele 2014 werden ein gigantisches und perfekt organisiertes Spektakel werden, dafür wird Präsident Putin persönlich sorgen. Die Welt soll ein modernes, potentes Russland sehen. Darüber wird Putin wohl heute Abend sprechen, wenn er in Sotschi den offiziellen Startschuss zum verbleibenden Jahr bis zu den Spielen gibt. Eine pompöse Zeremonie, deren feierliche Klänge kritische Stimmen wohl übertönen dürften.