Pädophilen-Prävention in Deutschland

In Deutschland gibt es schon seit längerer Zeit Therapieprojekte, die der Vorbeugung gegen sexuelle Übergriffe auf Kinder dienen sollen. In sieben deutschen Städten werden an Kliniken Therapien angeboten, die helfen sollen, Sexualdelikte an Kindern zu verhindern, indem mögliche Täter lernen sollen, ihre Neigung im Zaum zu halten.

Mittagsjournal, 9.2.2013

Großes Echo

Seit acht Jahren läuft das Projekt "Dunkelfeld" an der Charité, der bekanntesten Universitätsklinik von Berlin. Die Zielsetzung damals wie heute: der Versuch, Menschen, die wissen, dass sie ein Problem haben, Unterstützung anzubieten. Geworben wird mit Videos, die weitum zirkulieren, auch im Internet, denn auch Menschen, die im Internet auf der Suche nach Kinderpornographie sind, will man ganz bewusst ansprechen.

Das Echo ist groß. Mehr als 1.800 Menschen haben sich gemeldet, die intensive, einjährige Therapie nahmen in Berlin etwas mehr als 100 Männer auf sich - Männer wie er, ein ungenannt bleiben wollender Berliner: "Die Therapie mache ich, weil ich gar nicht erst in Versuchung geraten will, mir Kinderpornografie anzugucken." Von denen, die das komplette Vorsorgeprogramm absolviert hätten, so sagt man hier mit einigem Stolz, hätte sich in den letzten Jahren so gut wie keiner etwas zuschulden kommen lassen.

Kein Allheilmittel

Allerdings hatte das Projekt immer auch eine ziemlich eng gesteckte Grenze. Für Leute, die schon mit Polizei und Justiz zu tun hatten, gibt es zwar andere Therapiemöglichkeiten, aber keinen Platz mehr im Vorsorgeprojekt "Dunkelfeld". Die Psychotherapeutin Janina Neutze erläutert, "weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Motivation, mit der die herkommen, eine andere ist, nämlich in erster Linie, das laufende Gerichtsverfahren positiv zu beeinflussen und das Strafmaß zu drücken."

Als wichtigstes Ziel nennen die Behandler die Stärkung der sogenannten Opferempathie: Menschen mit pädophilen Neigungen sollen ein Gefühl dafür bekommen, wie sich Kinder fühlen, wenn sie sexuell bedrängt werden. Therapieerfolge gibt es, aber ein Allheilmittel gegen Übergriffe auf Kinder kann auch diese Vorsorge nicht sein. Die Betreiber des Projekts geben zu bedenken, dass rund die Hälfte aller Täter, die sich an Kindern vergehen, gar keine Pädophilen im eigentlichen Sinn sind, sondern sogenannte Ersatztäter, also Täter, die genauso gut auf Erwachsene losgehen könnten, aber in Kindern die einfacher zu überwältigenden Opfer finden.

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