"Kein Täter werden!"

Mit einem Präventionsprojekt unter dem Titel "Kein Täter werden!" will die Wiener Männerberatung verhindern, dass Männer mit einer pädophilen Neigung zu Missbrauchstätern werden. Mit Kinospots nach deutschem Vorbild sollen diese Männer zu einer Gruppentherapie animiert werden. Das zentrale Ziel: Sexuelle Gewalt an Kindern verhindern.

Mittagsjournal, 9.2.2013

Erste Therapiegruppe

"Lieben Sie Kinder mehr als Ihnen lieb ist?" Diese Frage wird in Deutschland schon seit acht Jahren in Kinospots gestellt. Gestartet wurde die Kampagne in Berlin. Mittlerweile gibt es das dazu passende Therapieangebot für Männer mit pädophiler Neigung in vielen Städten Deutschlands - in Österreich nirgends. Aber in Wien werden nun bereits die künftigen Teilnehmer an der ersten therapeutische Gruppe unter dem Titel "Kein Täter werden" ausgewählt, sagt Jonni Brem, Obmann der Wiener Männerberatung: "Wir wollen Männer ansprechen, die noch nicht straffällig geworden sind, auch keine Kinderpornografie aus dem Netz runtergeladen haben. Die aber merken, dass sie sich in Gegenwart von Kindern oder bei Bildern von Kindern sehr angezogen fühlen."

Angst vor Entdeckung

Oft, so der Männerberater und Psychotherapeut, schauen diese Männer stundenlang Kinderfilme oder Jugendhefte über Teenie-Stars an. "Legale Bilder sind Bilder, die aus Kaufhauskatalogen kommen, oder bestimmte Teenie-Stars, die sie sich ausschneiden., Im Wesentlichen wird das benützt dafür, dass sie ihre Sexualität damit ausleben können. Und das führt sie immer ein Stück weiter in ein Delikt oder eine Deliktmöglichkeit hinein."

Und Brem geht davon aus, dass ausgerechnet unter Männern, die beruflich oder im Freizeitsportbereich viel mit Kindern zu tun haben, manche sind, die eine Therapie für Pädophile brauchen - Männer, die diese Tätigkeit auch gerade aufgrund ihrer Neigung gesucht haben, "die ein ganz klares Interesse haben, nicht entdeckt zu werden, aber auch nicht in eine Gefährdung hinein zu kommen, die sie weder für sich selbst noch für die Kinder wollen".

Grenzen kennenlernen

Hauptziel der Gruppentherapie ist der Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen und daher geht es darum, dass die Teilnehmer lernen, wo die Grenzen im Umgang mit Kindern sind: "Geheilt können sie nicht werden, sondern das ganz klare Ziel ist, dass diese Männer kennenlernen, was geht in mir vor, wie kann ich mich kontrollieren, dass ich meine Lüste nicht Kindern gegenüber ausleben muss." Oft wird es aber auch darum gehen, die Betroffenen aus depressiven Stimmungen zu holen: "Dass sie keinen Menschen haben, dem sie sich anvertrauen können, damit beginnt auch eine Form der Depression."

Hoffnung auf Finanzierung

Einen öffentlichen Zuschuss für das Projekt gibt es noch nicht. Deshalb wird vorerst mit nur einer Gruppe von etwa zwölf Männern gestartet. Aus den zuständigen Ministerien gab es Geld zuletzt offenbar vor allem für Opfer-Nachbetreuung - kaum hingegen für die Verhinderung künftiger Taten, kritisiert Brem. Aber der Männerberatungsobmann hofft, dass es - wenn das Projekt erst gestartet ist - ausreichende finanzielle Mittel geben wird.

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